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ÖFFENTLICHE BAUTEN •  PUBLIC BUILDINGS


































               KINDERGARTEN UND SCHULE

               IN TÄUFFELEN


               Entwurf • Design Morscher Architekten, CH-Bern



               Wie selbstverständlich fügt sich der neue Baukörper in die beste-
               hende Ortsstruktur von Täuffelen im Berner Seeland ein. Morscher
               Architekten erweiterten eine traditionelle, denkmalgeschützte Dorf-
               schule der 1930er-Jahre zu einer zeitgemäßen Primarschule – beste-
               hend aus Kindergarten und Schule mit großzügigen Außenbereichen
               und wunderbarer Aussicht aus den Klassenräumen.



               von • by Katharina Diemair
               D   unkle, lange Flure und jede Menge verschlossene Türen – der herkömmliche
                   Schulbau entsprang der Lehrmethode des Frontalunterrichtes, in dem einer Schü-
               lergruppe Inhalte vorgetragen wurden. Offene Bildungslandschaften und Raumcluster
               spiegeln unser heutiges pädagogisches Verständnis vom eigenverantwortlichen Lernen
               wider. In der Primarschule der Gemeinde Täuffelen spielen und lernen Kinder im Alter
               zwischen vier und zwölf Jahren in flexibel nutzbaren Räumen. Auf einem leicht ab-
               schüssigen Gelände realisierten Morscher Architekten aus Bern einen dreigeschossi-
               gen Erweiterungsbau, der die Topografie des Ortes über großzügige Sitztreppen und
               abgestaffelte Ebenen im Außen- wie im Innenraum aufnimmt. Offene und geschlos-
               sene Bereiche unterschiedlicher Größe und Orientierung bilden ein differenziertes
               Raumgefüge. Das Gartengeschoss beherbergt zwei Kindergartengruppen, die beiden
               Obergeschosse je zwei Schulklassen. Eine breite Sitztreppe führt zur hellen, locker mö-
               blierten Erschließungszone, die an die Stelle eines klassischen Schulkorridors tritt. Sie
               dient als multifunktionaler Treffpunkt und ist als Ort der Kommunikation den ruhigen,
               geschlossenen Bereichen vorgelagert. Für besonders konzentrierte Tätigkeiten ist
               jedem Klassenzimmer zusätzlich ein Differenzierungsraum angeschlossen. Vom infor-
               mellen Lernen über klassische Unterrichtsstunden bis hin zur Kleingruppen- und Ein-
               zelarbeit bietet die Gebäudestruktur unterschiedlichen Situationen den passenden
               Rahmen. Unterstützt wird das bauliche Konzept von einer zurückhaltenden, reduzier-
               ten Gestaltung. Eine Beschränkung auf wenige Farben und Materialien, warme Holz-
               töne und Sichtbeton schaffen eine ablenkungsarme, ruhige Atmosphäre. Haptische,
               naturbelassene Oberflächen regen die Sinneswahrnehmung an. Holzlamellendecken
               verbergen technische Installationen und tragen so zum klaren Erscheinungsbild bei.
               Tiefe Sitzfenster auf der Augenhöhe von Kindern stellen den Bezug nach außen her
               und geben den Blick auf die Berner Seenlandschaft frei. Ein schönes Detail bilden
               dabei die transluzenten Lüftungsflügel, die für ein gesundes Raumklima sorgen.


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