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Kristina Egbers                          Berta Franziska Bilger


                                     2008–2013 Architekturstudium Universität in Stuttgart 2013 Diplom arbeit  2008–2014  Architekturstudium an der Universität in  Stuttgart 2015
                                     zur Rising Start Schule seit 2014 Architektin bei Ackermann + Raff, Stuttgart  Architektin bei Kamm Architekten BDA in Stuttgart 2016 + 2017 ehrenamt -
                                     2016 + 2017 ehrenamtliche Mitarbeit bei Ingenieure ohne Grenzen in Harare  liche Mitarbeit bei Ingenieure ohne Grenzen in Harare




                jeden Schutz vor Sonne und Hitze, im Freien unterrichtet. Während der Regenzeiten  Bestandteile der Gebäudekonstruktion in die Fassade integriert. Ein Haupt aspekt
                musste allein deshalb der Unterricht sogar gänzlich entfallen. Das Engagement und die  während der Planung war im Weiteren die Unterstützung lokaler Geschäfte und Arbei -
                große Motivation der Initiatoren haben Inge nieure ohne Grenzen auf Anhieb begeistert.  ter in Harare. Die Verwen dung lokal verfügbarer Materialien führt darüber hinaus zu
                Gemeinsam mit der Schule und dem lokalen Projekt partner Vision & Hope, der als  einer hohen Akzeptanz durch die zukünftigen Nutzer. Lehmziegel sind das Haupt bau -
                Nichtregie rungs orga ni sation mehrere Schulen im Bereich  Administration, Sport- und  material in dieser Region, weshalb jeder der Arbei ter mit Ziegeln zu bauen weiß.
                Aufklärungsmaß nahmen unterstützt, hat sich Inge nieure ohne Grenzen deshalb für den  Damit hat der Mauerwerksbau nicht nur in Deutschland, sondern auch in Sim babwe
                Bau eines neuen Schulgebäudes eingesetzt. Die ehrenamtliche Mitarbeiterin Kristina  eine lange Tradition. Leider tritt das Bauen von aufwendigen Konstruktionen in beiden
                Egbers entwickelte für dieses konkrete Bauvor haben 2013 im Rahmen ihrer Diplom -  Ländern häufig in den Hintergrund. Aus diesem Grund initiierte das Projektteam von
                arbeit  im  Fach be reich  Architektur  an  der  Univer si tät Stuttgart einen  detaillierten  Inge nieure ohne Grenzen als Vorbereitung auf die erste Bauphase in Simbabwe den
                Entwurf für ein Schulgebäude, der laufend erweitert werden kann und künftig allen  Bau eines Prototypen der geplanten Konstruktion in Stuttgart. Mithilfe eines gelernten
                Schülern die Möglichkeit geben soll, regelmäßig Unterricht zu erhalten.  Maurers und Bauingenieurs wurde zunächst das Holzlehrgerüst errichtet, um dann
                                                                              Bögen und weitere konstruktive Verbindungen, im Originalmaßstab, aufzumauern und
                Eine Schule von und für Hopley: Über Entwurf und Vorplanung   kritisch auf die in Simbabwe herrschenden Umsetzungsbedingungen bezüglich Werk -
                                                                              zeugen und Materialien zu prüfen. Die dabei gewonnenen Erfahrungen haben die
                Kristina Egbers Entwurf umfasst einen vollständigen Schulkomplex, der um einen zen-  weiteren Planungen für die Bauabläufe in Harare maßgeblich beeinflusst.
                tralen Hof angeordnet ist und 14 Klassenzimmer für bis zu 1.000 Schüler, verschiedene
                Verwal tungs räume, Sanitär einrichtungen und einen Gemüse garten umfasst. Die  Schritt für Schritt: Über die Entstehung des neuen Schulgebäudes
                Umsetzung  wurde  von  vornherein in mehreren Gebäude- und Konstruktions ab -
                schnitten geplant. Das Entwurfsprinzip ist eine erweiterbare Mauer werkskonstruktion  Das Projektteam von Ingenieure ohne Grenzen, denen Mitarbeiter aus diversen Fach -
                aus Wandscheiben mit jeweils zwei integrierten Rund bögen. Die Bögen überspannen  berei chen des Ingenieurswesens, der Berufsschullehre und der Geografie ange-
                dabei sowohl die Klassenzimmer als auch die Überdachung des außen liegenden  hören, entschieden, das Schulbau-Projekt in mehreren Bauabschnitten durch zu führen.
                Ganges. Auf der Seite des Arkadengangs verfügen alle geschlossenen Räume über  Da durch  wurde es möglich den gesamten Bauprozess — unter Einbe ziehung der
                sonnen ge schützte, groß flächige Stahl-Glas-Fassaden,  während an allen übrigen  Bewohner Hopleys — vor Ort zu begleiten. Die neuen, der Konstruktionsweise geschul -
                Außen wänden nur schmale Fensterscharten die Fassade öffnen. Das Hauptbau -  deten Kennt nisse wurden im Zuge dessen unmittelbar an die Nutzer der Schule weit-
                material ist gebrannter Lehmziegel, der zu 35 Zentimeter starken Wänden verarbeitet  ergegeben. Damit wird sichergestellt, dass spätere Instandhaltungs maß nahmen und
                wird. Durch die Spei cher masse entsteht so innen ein angenehmes Raumklima, das mit  Ausbesse rungsarbeiten schnell durchgeführt werden können. Nicht zuletzt spielen die
                einem doppelten Dach durch ein natürliches Belüftungssystem unterstützt und stabil  Witte rungs bedingungen in Harare eine große Rolle für den Bau in  Abschnitten.
                gehalten wird. Die Belüftung erfolgt über eine Hohlraum-Ebene zwischen Raumdecke  Während der Trockenzeit von zirka  April bis Oktober lässt sich die Baustelle ver-
                und Dach. Sich aufstauende heiße Luft wird von hier aus über kleine Öffnungen in der  lässlich planen, da es keine Ausfälle wegen Regen gibt. Die wichtigsten Projekt be -
                Außenwand abgeleitet. Notwendige Details für dieses Lüftungs system sowie die An -  teiligten während der Bauphase sind die Arbeiter auf der Bau stelle. Sie sind zum Teil
                schluss ver bin dungen von Wand, Decke und Dach wurden grundsätzlich als sichtbare  Väter von Schülerinnen und Schülern, Familienmitglieder der Lehrerinnen und Lehrer,




                Für ein angenehmes Raumklima leitet die Doppeldach-Konstruktion die Hitze über kleine Fassaden-Öffnungen nach draußen. • For a pleasant indoor climate, the double-roof construction redirects the heat outside.






























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