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BÜR O  UND  VER W AL T UNG  •  OF F IC E   BUIL DINGS  T HE OR IE  •    TH EO RY
            BÜRO UND VERWALTUNG • OFFICE BUILDINGS THEORIE •  THEORY




















































            Die so genannten „Wohnzimmer“ sind ein attraktiver Ort der Begegnung und des Miteinanders geworden. • The so-called living rooms have become an attractive place for meeting and getting together.




            orientierten sich eigentlich eher an den Schwächen und Befindlichkeiten der Mitarbei-  schaften auch Vierer- oder Zweierbüros möglich sind, ohne dass es zu verschachtelt
            ter, die selbstverständlich viele Fragen hatten. Wir konnten nicht einfach sagen, „wir  wird.“, so die Projektleiterin Ina Jansen, die mittlerweile aufseiten der Hypoport den
            setzen das jetzt durch“, sondern „lasst uns die Befindlichkeiten herausfinden. Lasst  Transformationsprozess begleitet. Wichtiges Verbindungsglied als gestalterische Klam-
            uns mal hören, wie die arbeiten und ob das überhaupt funktioniert.“ Ein weiterer ent-  mer bilden die sogenannten Wohnzimmer, die auf allen Geschossen in den Eckflächen
            scheidender Punkt auf dem gemeinsamen Weg stellte die Entscheidung dar, den Mit-  entstanden sind. Von vielen Unternehmen mit Vorliebe für Vorstandsbüros genutzt, wur-
            arbeitern regelmäßig Einblicke auf der Baustelle zu gewähren. Das war eines von den  den sie bei der Planung für Hypoport als Begegnungsflächen für die Gemeinschaft defi-
            enorm wichtigen emotionalen Dingen, weil damit das neue Büro plötzlich greifbarer  niert – und werden heute sehr gut angenommen. Eine qualitativ entscheidende Ergän-
            wurde und es bei einigen auch in der Richtung funktioniert hat „Ah, jetzt versteh’ ich  zung in der Weiterentwicklung hin zur innovativen Arbeitswelt war die Einführung eines
            es“. Doch nicht nur das. Mit der Einrichtung eines temporären Showrooms konnten  Smart Office-Systems. So können die Mitarbeitenden nur mittels einer Handy-App ihre
            die Mitarbeitende auf dem Weg zur zukünftigen Arbeitswelt noch konkreter partizipie-  Gebäudezugänglichkeit regeln oder Arbeitsplätze und Meetingräume buchen. Diese Ent-
            ren. Dort wurden Materialmuster, Mobiliar und Leuchten ausgestellt, die zum Teil spä-  scheidung war eine große Transformationsherausforderung, aber gleichzeitig ein wich-
            ter tatsächlich in der Fläche Einsatz fanden.                 tiger Beitrag auf dem Weg ins digitale Arbeiten. Das transportiert auch die Philosophie
                                                                          von Hypoport, dass die Mitarbeiter über dieses Buchungssystem mitentscheiden kön-
            Dosierte Partizipation und maximale Transparenz               nen, welche Räume sie nutzen wollen. Heute will das im Bürostandort niemand mehr
                                                                          missen. Wir als Architekten haben den Gesamtprozess bis zum Ende und in verschiede-
            Darüber hinaus bot man ihnen dort die Gelegenheit, sich im vorgesteckten Rahmen  nen Formaten begleitet. Caroline Theißen von Hypoport: „Diese Zusammenarbeit zwi-
            nochmal in die Flächenplanung einzubringen und Einfluss zu nehmen auf die Farbwahl  schen uns und de Winder fand mit vollem Vertrauen und Zutrauen statt. Das war immer
            ihrer Teambereiche. Die dosierte Partizipation der Mitarbeitenden am Anfang der grund-  ein gemeinsamer Prozess und eine Entwicklung auf Augenhöhe. De Winder haben mit
            legenden Aufgabenstellung war ein wichtiger Eckpfeiler für die Entwicklung der Flä-  uns wirklich das Arbeiten gedacht und dafür dann die passenden Lösungen umgesetzt.“
            chenplanung, die auf den konkreten Bedarf der Büroflächen zugeschnitten wurde. Eine  Dass dieses Leuchtturmprojekt im MY.B eine immense Strahlkraft für das gesamte Hy-
            intensive und regelmäßige interne Kommunikation mit maximal möglicher Transparenz  poport-Netzwerk besitzt, stellt sich für die Unternehmensgruppe nun als große Heraus-
            aller Entscheidungsschritte sowie die enge Zusammenarbeit zwischen uns Architekten  forderung im Workplace an den anderen Standorten heraus, bei der wir als Architekten
            und Hypoport haben dieses  Projekt in der Umsetzung möglich gemacht. Die Entschei-  wieder involviert sind. Denn auch wenn mit dem MY.B Standards definiert wurden, die
            dung fiel auf ein Flächenlayout im Shared Desk-Prinzip, um das agile Wachstum der Hy-  die Ausgestaltung weiterer Standorte mitprägen werden, wird es nicht um eine Kopie
            poport SE und die flexiblen Arbeitszyklen der autarken Gesellschaft auffangen zu kön-  der Arbeitswelt im MY.B handeln. Jeder Standort hat seine eigene Unternehmenskultur,
            nen. „Das sollte weitestgehend flexibel sein, damit im Diskurs mit den einzelnen Gesell-  und das wird auch in Zukunft entsprechend berücksichtigt werden.

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