Page 19 - AIT0420_E-Paper
P. 19

TONANGEBEND



                                                                                  BEI AKUSTIK



                r FRANKFURT AM MAIN
                                                                                  UND ÄSTHETIK
                Böhm 100: Der Beton-Dom von Neviges. Das Deutsche Architekturmuseum in
                Frankfurt am Main widmet Gottfried Böhm eine Ausstellung zu seinem 100. Ge-
                burtstag – und konzentriert sich auf ein einziges Gebäude aus seinem Œuvre:
                die berühmte Wallfahrtskirche in Neviges. Wer glaubt, schon alles über das Ge-  Mit über 90 Akustikstoffen in 2000 Farben
                bäude zu wissen – schließlich ist das ikonische Bauwerk umfangreich rezipiert  profitieren Sie von der weltweit grössten
                worden – der wird von der Ausstellung im DAM überrascht sein. Nicht nur von  und vielfältigsten Akustikkollektion für textile
                den Ausstellungsexponaten selbst, sondern auch von der Machart der Präsenta-
                tion. Die Wallfahrtskirche ist ganz sicher eines der herausragendsten Projekte  Schallabsorption und Dezibelreduktion.
                Gottfried Böhms. Der beeindruckende Bau beherbergt einen einmaligen Sakral-
                raum. Eine hohe, dunkle Höhle, deren Beton je nach Tageszeit von den Wand-
                fenstern in unterschiedlich farbiges Licht getaucht wird. So leuchtet er mal rot,
                mal blau, je nachdem, wie er durch die Fenster angestrahlt wird. Bei aller Be-
                geisterung über diese expressive Betonskulptur werden viele andere Elemente,
                die Gottfried Böhm mit hoher Material- und Farbsensibilität entwickelt hat,
                schnell übersehen. So konnte der Kirchenraum beliebig verändert werden: Das
                Mobiliar war mobil. Der Beton-Dom hatte im Inneren den Charakter eines öf-
                fentlichen Platzes. Genau auf diese, weniger vordergründigen Elemente, geht die
                Ausstellung ein. So empfängt das DAM den Ausstellungsbesucher mit einer
                leuchtend blauen Wand, auf der grüne Blätter zu sehen sind. Diese Wand ist si-
                cher nicht das Erste, was man mit der Wallfahrtskirche verbindet. Doch sie be-
                gleitet den Besucher der Kirche entlang des Pilgerweges. „Der knapp sechs
                Meter hohe Vortragsraum des Architekturmuseums wurde mit schwarz-weißen
                Fototapeten verkleidet. Böhm trifft auf Ungers!“, erklärt Oliver Elser, der gemein-
                sam mit Miriam Klemser die Ausstellung kuratierte. Verantwortlich für diese Col-
                lagen sind die Grafiker Rahlwes.Pietz. Sie haben eine Technik entwickelt, bei
                der sie historische Fotos überlagern, sodass man tatsächlich einen Eindruck
                vom Innenraum der Kirche bekommt. Im Zusammenspiel mit Gottfried Böhms
                fantastischen Zeichnungen, zahlreichen Plänen und den großformatigen Foto-
                grafien an den Wänden haben es die Ausstellungsmacher geschafft, einen gehö-
                rigen Funken jener Atmosphäre, die den Sakralbau beherrscht, in die Unger’
                schen Räumlichkeiten zu transplantieren.                                        Adeline Seidel



                DAM Deutsches Architekturmuseum
                Schaumainkai 43, 60596 Frankfurt am Main
                www.dam-online.de

















             Foto: Moritz Bernoully                                               www.creationbaumann.com/akustik
   14   15   16   17   18   19   20   21   22   23   24