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VERKAUF UND PRÄSENTATION  •  RETAIL AND PRESENTATION

































           GREGOR‘S BOUTIQUE VINOTHEK

           IN FRANKFURT/MAIN


           Entwurf • Design Joshua Lux Innenarchitektur, Wiesbaden



           Joshua Lux holt die große, weite Welt des Weins in eine atmosphä-
           risch ganz dichte und geborgene Welt. Hier darf man sein, hier ist man
           willkommen, darf genießen, gute Gespräche führen und die Welt die
           Welt sein lassen. Unmittelbar ist spürbar, dass jeder Wein, der seinen
           Weg in Gregor‘s Vinothek gefunden hat, eine eigene Erzählung seiner
           spezifischen Entstehungsgeschichte in diesen Raum einschreibt.



           von • by Daniela Keck, Stuttgart
           D   er Kopf der Vinothek ist Gregor Bernd, im Rheingau ausgebildeter Winzer und in
               Wien studierter Önologe. Der Wein ist sein Leben, wie soll es anders auch sein. Aber
           das Wunderbare ist, man spürt das in diesen Räumlichkeiten. Jede einzelne Flasche,
           jeder einzelne Gast findet hier den angemessenen, passenden Platz. Joshua Lux versteht
           es, den Prozess, den ein Wein durchläuft, ganz direkt und sinnlich in gebaute Wirklichkeit
           zu überführen. Die gewählten Materialien, Farbstimmungen, Details erzählen von der
           großen und so vielfältigen Welt des Weins. Und ja, es ist nicht nur relevant, wie und wo
           der Wein an- und ausgebaut wurde, es ist auch wichtig, mit wem man ihn genießt und
           wo man ihn kauft. Deshalb gibt es hier ganz intim gestaltete Sitzbereiche, flauschige, mit
           original Steiff-Stofftier-Fellen eingefasste Bänke und Hocker und das dunkle Eichenholz
           der Regale, das an alte Rebstöcke gleichsam wie an alte, über viele Jahre gewachsene
           Freundschaften erinnert. Die lange, großzügige Bar aus hellen Natursteinen lässt Bilder
           spezifischer Kultur- und Weinbaulandschaften aufsteigen, und auf der Messingplatte der
           Bar und den dunklen Stahloberflächen werden die Spuren der Zeit und der Gäste in
           Zukunft ablesbar sein. Und das ist auch gut so. Die maßgefertigte Leuchteninstallati-
           on Grapes empfängt KundInnen warm und hell, gerne bleibt man länger als gedacht,
           nichtsdestotrotz herrscht eine ungezwungene und leichte Atmosphäre, man fühlt sich
           weder zum Konsum noch zum Kauf verpflichtet. Man darf auch einfach nur da sein und
           die Atmosphäre genießen. Weinkultur kann oder besser ist vieles in Einem: Philosophie,
           Handwerk und Natur. Das ist der größte Kunstgriff von Joshua Lux, dass das erlebbar
           wird, dass weder das „Produkt“ Wein noch dieser Gast- und Verkaufsraum unnahbar
           wirkt. Nein, hier ist alles erd- und himmelsverbunden, Wachstum und der „Geist des Wei-
           nes“ im übergeordneten Sinne sind spürbar, Wissen und Erfahrung darf hier weitergege-
           ben werden. Das Raumkonzept wird begleitet von einem grafischen Leitsystem, das von
           „Studio acht“ entwickelt wurde. Es bleiben keine Fragen offen, man darf sich in einen
           dunkelgrün, abgestimmten Raum fallen lassen, ohne an das Morgen denken müssen.

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