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Nani Marquina


                                  1952 geboren in Barcelona 1973 Studienabschluss Industriedesign, Escuela
             Foto: Albert Font    Massana, Barcelona 1987 Gründung nanimarquina 1994 Verlagerung der
                                  Teppichproduktion nach Nordindien 2005 Spanish National Design Award





















                                                                                                                                       Foto: Casa Vicens Gaudí; David Cardelus




             Foto: Flash Flash


             Der Futurismus prägt das Interieur im Flash Flash (1). • Futurism characterises the interior of the Flash Flash (1).  Vom Mudéjar-Stil ist Gaudís Casa Vicens (3) inspiriert. • Gaudi’s Casa Vicens (3) is inspired by the Mudejar style.



             von • by Nani Marquina, Barcelona
             B   arcelona! Ich war schon immer sehr mit dieser Stadt verbunden. Hier bin ich gebo-  r 13.00 Uhr – Nach diesem traumhaften Eintauchen in die fantasievolle Welt des Gaudí
                                                                           ruft der Hunger. Wir entscheiden uns für das Restaurant im Disseny Hub (4). Das De-
                 ren, und meine ganze Familie stammt seit Generationen von hier. Barcelona ist
             nicht nur meine Heimat, sondern auch eine meiner größten Inspirationsquellen. Zur Vor-  signzentrum wurde in den Jahren 2008 bis 2013 gebaut und ist ein länglicher, halb un-
             bereitung auf die Olympischen Sommerspiele 1992 öffnete sich die Stadt zum Meer,  terirdischer Bau, aus dem sich das fünfstöckige Hauptgebäude erhebt, das unter ande-
             bekam einen Strand, einen Jachthafen mit einer pompösen Promenade. Dort, wo sich  rem die Cafeteria beherbergt. Ein erheblicher Teil des über 29.000 Quadratmeter großen
             zuvor stillgelegte Fabriken und kleine Werften befanden, eröffneten schicke Restaurants.  Baus besteht aus Grünflächen und Außenbereichen, in denen die lichtakustische Instal-
             Zu dieser Zeit wurde die Welt auf Barcelona aufmerksam – die katalanische Hauptstadt  lation von David Torrents besonders interessant ist. Der Disseny Hub befindet sich in
             überraschte und verzauberte. Der Tourismus war geboren und veränderte die Morpho-  einer der industrielleren Gegenden der Stadt 22@, die nach den Olympischen Spielen
             logie dieser Stadt, was von den Einwohnern nicht immer begrüßt wurde. Auch ich sehne  große architektonische Veränderung erfahren hat und heute das künftige kulturelle, so-
             mich manchmal nach dem alten Barcelona, aber die seither blühende gastronomische  ziale und verkehrstechnische Zentrum Barcelonas darstellt. Auf dem Weg dorthin passie-
             Szene und das allumfassende kulturelle Angebot gleicht vieles wieder aus. Ich bin stolz  ren wir den schillernden Torre Agbar (5) an der Avinguida Diagonal. Das 142 Meter hohe
             darauf – und als Kunst- und Designliebhaberin profitiere ich natürlich auch davon.  Bauwerk – der höchste Turm Kataloniens! – ist sehr beeindruckend, denn die Fassade er-
                                                                           innert an eine Wasserfontäne, deren Blau zur Spitze hin immer heller wird.
             Samstag: Gràcia und El Poblenou                               r 15.00 Uhr – Von dort aus geht es weiter zum Verlag Openhouse Magazine (6), dessen
                                                                           Räumlichkeiten wir mit Teppichen ausgestattet haben. Openhouse ist ein halbjährlich
             r 9.00 Uhr – Kein Wochenende startet ohne Tortillas! Aber nicht irgendwelche Tortillas –  erscheinendes Magazin mit Sitz in Barcelona, dessen Schwerpunkt auf Kunst, Design, Ar-
             sondern natürlich die berühmtesten der ganzen Stadt – im Flash Flash (1). Dieses Restau-  chitektur und Kultur liegt. Der nächste Stopp ist die Fundació Vilacasas und darin das
              rant war sehr kultig in den späten 1960er-Jahren. Die Gründer waren der berühmte spa-  Museo Can Framis (7). Can Framis ist das jüngste Projekt der Stiftung, das im April 2009
              nische Architekt und Designer Alfonso Mila und der Fotograf Leopoldo Pomés sowie ihre  in Barcelona als Museum für zeitgenössische Malerei eröffnet wurde. Die Sammlung be-
              Ehefrauen. Alfonso Mila gestaltete zusammen mit Federico Correa die Inneneinrichtung,  herbergt rund 300 Werke verschiedener Künstler, die in Katalonien geboren wurden oder
             und Leopoldo war für das Markenimage und für die Werbung zuständig. Zweifellos war  dort leben, von den 1960er-Jahren bis heute. Ich mag dieses Museum, unter anderem
             das Restaurant eine absolute Ikone – und das ist es auch heute noch!  weil Can Framis früher auch als Textilfabrik diente. Renovierung und Umbau wurden im
             r 10.30 Uhr – Seit 2004 befinden sich die Büros (Bild links) von nanimarquina (2) in  Jahr 2009 von BAAS Architects aus Barcelona realisiert.
             einem außergewöhnlichen, historischen Gebäude im Gràcia-Viertel mitten in Barcelona.  r 17.00 Uhr – Bei der Alzueta Gallery (8), wo wir unsere neue Kollektion Tones in Zu-
             Das Designstudio haben wir kürzlich mit dem Architekten Stefano Colli renoviert – die  sammenarbeit mit der katalanischen Künstlerin Claudia Valsells präsentieren, legen wir
             funktionale Architektur, die hohen Decken und die großen Fenster der ehemaligen Tex-  einen kleinen Stopp ein. Es hat sehr viel Spaß gemacht, Claudia bei der Übertragung
             tilfabrik Sederías Fábregas erzählen von der industriellen Vergangenheit der Gegend.  ihres Konzepts als Malerin auf unsere Teppiche zu unterstützen, insbesondere weil wir
             r 11.30 Uhr – Weiter geht es zur Casa Vicens (3), einem architektonischen Juwel von An-  dies in zwei Techniken – Handtuft und Kelim – umgesetzt haben.
             toni Gaudí. Das Wohnhaus entstand in den Jahren 1883 bis 1885 als erste große Auftrags-  r 19.00 Uhr – Zeit für einen Aperitif! „Mi casa e su casa“ steht auf dem Boden am Eingang
             arbeit für Manuel Vicens i Montaner, einen vermögenden Börsenmakler in Barcelona. In  der Casa Bonay (9). Tatsächlich wird hier das traditionelle Hotelkonzept neu belebt,
             diesem frühen Projekt von Gaudí zeigen sich bereits deutlich eigenständige Grundele-  indem ein nachhaltiges und einfaches Design im Mittelpunkt aller Räume steht. Ich mag
             mente seines Stils, wie die Verwendung welliger, organisch wirkender Formen, naturali-  diesen Ort und die Authentizität der Philosophie – sie passt perfekt zu unseren Werten,
             stischer Ornamentik und bunter Keramikfliesen. Das Haus wurde 2022 frisch renoviert.  weswegen wir unsere Gäste aus dem Ausland immer gern dort unterbringen.

                                                                                                                           AIT 11.2022 • 045
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