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BANKEN UND BEHÖRDEN • BANKS AND AUTHORITY BUILDINGS
WIRTSCHAFTSBETRIEBE
IN DUISBURG
Entwurf • Design Lepel & Lepel Innen-/Architektur, Köln
Was einst als Industriehafen diente, ist heute ein angesagtes Szene-
viertel. Das Wohn-, Arbeits- und Ausgehviertel am Duisburger Innen-
hafen wurde nach einem Masterplan des britischen Pritzker-Preisträ-
gers Norman Foster in einem langjährigen Prozess entwickelt. Seit 15
Jahren präsentiert sich das H2-Office in der Skyline – seit 2024 befin-
det sich im dritten Obergeschoss ein kommunales Unternehmen.
von • by Lisa Klasberg, Münster
M it dem Entwurf für den Fachbereich Stadtentwässerung der Wirtschaftsförderung
Duisburg zeigt das Planungsbüro Lepel & Lepel aus Köln, dass New Work nicht
nur den Arbeitsalltag hipper Start-ups mit gestaltet. Um herauszufinden, was sich die
Mitarbeitenden wünschen und was wirklich gebraucht wird, starteten die PlanerInnen
das Projekt mit einer umfassenden Bedarfsanalyse. So wurde schnell deutlich, wie diver-
gent die räumlichen Bedürfnisse sind: offene kommunikationsfördernde Bürostrukturen
für die White-Collar-MitarbeiterInnen, also jene in „weißem Hemd“ mit Bürotätigkeit –
ansprechende Umkleidekabinen und Aufenthaltsräume für die Blue-Collar-MitarbeiterIn-
nen, die größtenteils auf Baustellen arbeiten. Als eines der wichtigsten gestalterischen
Elemente nutzten die ArchitektInnen verschiedene Farben, die sie nicht nur für eine posi-
tive Raumatmosphäre einzusetzen wissen. Vielmehr sind den einzelnen Farben konkrete
Funktionen zugeschrieben: Vom Hellblau für die Ankommenssituation über das Hellgrau
der Arbeitsplätze und Dunkelblau der Fokusräume bis zum Ziegelrot der Treffpunkte.
Doch die farbliche Akzentuierung endet keinesfalls an der Wand – auch Deckenelemente,
Möbel und Spinde werden Teil der Farbordnung. Um eine identitätsstiftende Arbeitswelt
zu erschaffen und das eigens gesetzte Ziel „Lieblingsplatz 2.0“ zu erreichen, fließen auch
unternehmensspezifische Attribute in das Gestaltungskonzept ein. So schaffen einer-
seits formähnliche Möbel eine Verbindung zu der inhaltlichen Tätigkeit im Kanalbau,
andererseits erinnern graphisch abstrahierte Netzpläne auf Tapeten oder Glaswänden
ästhetisch an die Themenschwerpunkte der Stadtentwässerung. Die Arbeitsplatzstruktur
bietet vom Einzelbüro bis zum Open Workspace alles, was ein moderner Arbeitsalltag
fordert – und darüber hinaus noch genügend Raum für den kommunikativen Austausch
in der gemeinsamen ziegelroten Küche oder dem kleinen Urban-Gardening-Projekt. Ob
der neue Standort zum Lieblingsplatz 2.0 geworden ist, können nur die MitarbeiterInnen
selbst bewerten. Dass es ein gelungenes Beispiel für eine transparente und kommunika-
tionsstärkende Arbeitswelt ist, steht jedoch außer Frage!
106 • AIT 12.2025

