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BANKEN UND BEHÖRDEN • BANKS AND AUTHORITY BUILDINGS
PARLEMENT VAUDOIS
IN LAUSANNE
Entwurf • Design Atelier Cube, CH-Lausanne und Bonell i Gil, ES-Barcelona
In den geschichtsträchtigen Gemäuern des Parlement vaudois kann
endlich eine neue Legislaturperiode beginnen: Nicht nur die politi-
sche Balance, sondern auch das Gleichgewicht zwischen Tradition
und Moderne sind wiederhergestellt. Dank der beiden Architektur -
büros Atelier Cube und Bonell i Gil konnte in der mittelalterlichen
Altstadt von Lausanne ein neues Element integriert werden, mit dem
das historische Stadtbild wieder vervollständigt, aber gleichwohl ein
Blick in die Gegenwart und Zukunft der Stadt gewagt werden kann.
Inside the walls of the Parlement vaudois, which is steeped in histo-
ry, a new legislative period can finally begin: Not only the political
balance but also the equilibrium of what is traditional and what
modern has been restored. Thanks to the two architectural offices
Atelier Cube and Bonell i Gil, it has been possible to integrate a new
element into the medieval old part of Lausanne which now once
again completes the historic cityscape but still allows a view of the
present and the future of the Swiss city.
von • by Janina Poesch
E in Pfeiler unserer Geschichte hat sich in Rauch aufgelöst.“ Die wenigen Worte des
damaligen Waadtländer Regierungsrats Jean-Claude Mermoud beschreiben das Un -
glück, das sich 2002 zuträgt, sehr eindrücklich: In den frühen Morgenstunden einer Mai-
nacht steigt eine schwarze Rauchsäule über der Cité auf – dem auf einem Hügel gelege-
nen Machtzentrum des Schweizer Kantons Waadt. Das Innere des Parlament Vaudois
brennt lichterloh und trotz des dreistündigen Kampfs gegen das Feuer ist ein Großteil
des klassizistischen Gebäudes für immer verloren: Vom Bau, dessen Errichtung 1803
vom da mals frisch konstituierten Waadtländer Parlament beschlossen und vom Archi -
tekten Alexandre Perregaux durchgeführt wurde, ist bis auf ein paar wenige Innen raum -
elemente sowie Fassadenteile des Giebels nichts mehr zu retten. Nach zahlreichen Dis -
kussionen entscheidet der Große Rat schließlich, am angestammten Standort ein neues
Gebäude zu errichten: Es wird ein Wettbewerb ausgeschrieben und aus 55 Be wer -
bungen tut sich der Entwurf der katalanischen Architekten Esteve Bonell und Josep
Maria Gil hervor, die zusammen mit Marc Collomb vom ortsansässigen Ate lier Cube die
anspruchsvolle Jury unter dem Vorsitz von Norman Foster überzeugen können. s
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