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GESUNDHEIT UND WELLNESS • HEALTH AND SPA

































       HALLENBAD-ERWEITERUNG

       IN SAINT-MÉEN-LE-GRAND



       Entwurf • Design RAUM, FR-Nantes


       Würde man ein Hallenbad mit Worten beschreiben, so kreisten die
       Gedanken wohl um rechteckige Hallenbauten mit Flachdach und
       einem Schwimmbecken. Entgegen eben jener Erwartungen präsen-
       tiert sich das Schwimmbad in der Bretagne als selbstbewusstes Kong-
       lomerat aus Bestandsbauten, die saniert und passgenau um weitere
       Gebäudeteile durch Atelier RAUM ergänzt wurden.



       von • by Lisa Klasberg, FR-Bordeaux
       D  ie Besonderheit dieses Hallenbads ist schon von außen klar erkennbar. So zeichnet
          ein Ensemble aus Satteldächern malerisch eine Kontur inmitten der kleinen fran-
       zösischen Gemeinde Saint-Méen-le-Grand. Der kühne Dialog mit der unweit gelegenen,
       unter Denkmalschutz stehenden Kirche wird unterstützt durch eine schwarze Holzfassa-
       de, die alle Gebäudeteile in ein großes stimmiges Materialkleid hüllt und somit Bestand
       und Neubau in Einklang bringt. Der bewusste Umgang mit Ressourcen stellt nur eine
       der Weichen, dank derer sich die drei Neubauten in volumetrischem Gleichgewicht dem
       Bestand zuordnen – wobei sich ein Baukörper in besonderer Weise profiliert. Senkrecht
       zu der Hauptbauflucht verleiht der scheunenartige Neubau dem Ensemble eine neue
       Orientierung. Von innen und von außen erfährt die Architektur durch großformatige
       Fassadenöffnungen eine optische Erweiterung. So können die NutzerInnen des 25 Meter
       langen Sportbeckens während des Schwimmens neben der Ästhetik der Architektur
       ebenso den Ausblick in die Natur genießen. Doch nicht nur in der Fassade spielen die
       Planenden mit den Raumebenen: Die Maße des Pools aufgreifend, wird die Dimension
       des Satteldachs vollends genutzt, um den Raum auch in der Vertikalen aufzuweiten
       und letztendlich in einer Firstverglasung den uneingeschränkten Blick in den Himmel
       zu ermöglichen. Auch der Bestand profitiert weiterhin von der Form der Kubatur. Das
       sichtbare Dachtragwerk im Bereich der Freizeitbecken wurde aufwendig saniert und
       findet sich in neuer weißer Gestalt gut in das eher schlichte Farbkonzept ein. Durch
       Kontraste geprägt, zieht sich die Gestaltungssprache der Kreativschaffenden von außen
       nach innen: So steht der prägnanten schwarzen Holzfassade eine kleinstrukturierte Aus-
       formulierung der Innenarchitektur gegenüber, die sich in quadratischen weißen Fliesen
       äußert. Wände, Böden, Möbel und selbst die Einfassung der Panoramafenster folgen
       dem Rhythmus der Zurückhaltung. Einzig das Wasser scheint mit seinem trügerischen
       Blauton einen farblichen Akzent zu setzen – abgesehen von der knallroten Kinderrut-
       sche, die sich ganz en vogue in dem flachen Wasser spiegelt und in Szene setzt.


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