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BÜRO UND VERWALTUNG • OFFICE BUILDINGS
































          BAM STUDIO


          IN BERLIN


          Entwurf • Design Gonzalez Haase AAS, Berlin


          Kreuzberg gilt als das Szene- und Künstlerviertel der Hauptstadt. Zu-
          gleich ist es der bunteste und am dichtesten besiedelte Stadtteil von
          Berlin – und damit ganz klar der ideale Standort für die Kommunika-
          tionsagentur BAM. Mit weitläufigen Flächen, rohen Materialien und
          geradlinigen Formen haben Gonzalez Haase hier ein extravagantes,
          brutalistisches Interieur für die Agenturmitarbeiter geschaffen.



          von • by Anna Katharina Göb
          W     ie gestaltet man einen Raum für kreative Prozesse? Bunt, kleinteilig und aufge-
                regt, um den Nutzern möglichst viel Anregung zu liefern? Oder doch lieber grau,
          groß und gezügelt, um Platz für Entfaltung zu schaffen? Die Köpfe hinter der Kreativ-
          schmiede BAM, einer extravaganten PR- und Kommunikationsagentur mit Sitz in Berlin
          und Amsterdam, wünschten sich eher Letzteres und beauftragten mit der Gestaltung der
          neuen Berliner Agenturräume zielstrebig das Architekturbüro Gonzalez Haase AAS, das
          für seine dezente Handschrift bekannt ist. Das Berliner Duo – die ursprünglich aus Bre-
          men stammende Architektin Judith Haase und der in Paris aufgewachsene Szenograf
          Pierre-Jorge Gonzales – haben strenge Vorstellungen: Sie präferieren Flexibilität statt
          starrer Raum- und Funktionsschemata. Möbel ohne Funktion und rein dekorative Leuch-
          ten sind tabu! Lichtpunkte und -linien müssen stattdessen in eine grafische Form ge-
          bracht werden. Und – last but not least – Farbigkeit entsteht zur Genüge durch die Nut-
          zer! Diese Leitsätze fanden nun auch im neuen BAM Studio ihre Anwendung. Das mar-
          kanteste Element bilden dabei die monolithischen Büromöbel aus massivem Alumi-
          nium, wie der große gemeinsame Arbeitstisch im Obergeschoss des Büros. Dieser wird
          von einem 22,5 Meter langen Regal, das die gesamte Raumlänge durchmisst, begleitet.
          Während dieses in der offen gestalteten Küche als Sitzbank dient, verwandelt es sich
          im angrenzenden Bürobereich zum hüfthohen Sideboard. Eine Schiebewand aus trans-
          luzentem Polycarbonat erlaubt zusätzlich die Abtrennung einer Besprechungszone, was
          das Repertoire an unterschiedlichen Arbeitssituationen innerhalb des loftähnlichen Rau-
          mes erweitert. Im Gegensatz zu den feinen Lichtbändern fügt sich die Schienenführung
          der Trennwand – sichtlich gewollt – nicht in das Fugenbild der Decke ein, die mit
          zementgebundenen Holzwolle-Platten verkleidet ist. So wird am Übergang zwischen
          Büro- und Meetingraum die sonst stringente Linienführung subtil unterlaufen. Das Erd-
          geschoss in dominantem Weiß dient als Ausstellungs-, Besprechungs- und Partyraum
          und kann ebenfalls mittels einer Schiebewand unterteilt werden.


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