Page 5 - AIT0918_Leseprobe
P. 5

Biennale II: Die Pavillons in den Giardini


                                                                              Noch bis November entführen wir Sie an dieser Stelle zur 16. Architektur-Biennale in
                                                                              Venedig. Nach dem Exkurs auf die Klosterinsel San Giorgio Maggiore zum Beitrag des Vati -
                                                                              kans in AIT 7/8 geht es in dieser Ausgabe in die Parkanlage Giardini, wo 28 der insgesamt
                                                                              61 teilnehmenden Nationen einen eigenen Länderpavillon unterhalten. Den 1932  von
                                                                              Duilio Torres erbauten  Zentralpavillon haben die Kuratorinnen  Yvonne Farrell und
                                                                              Shelley McNamara zunächst  von nachträglichen Einbauten befreiten. Gemäß ihrem
                                                                              Biennale-Motto Freespace, das sie im Sinne eines architektonischen Mehrwerts verstehen,
                                                                              sind neue Blickwinkel entstanden. Denn durch die freigelegten Dachlichter erstrahlen das
                                                                              Raum gefüge und die darin präsentierten Beiträge der geladenen Architekten in einem bis-
                                                                              lang ungekannten Licht. Und ganz hinten in Richtung Kanal ist ein wahrer Schatz zum
                                                                              Vorschein gekommen: Ein von Carlo Scarpa entworfenes Fenster (1) mit Holzrahmen, der
                                                                              zwei sich überschneidende Kreise bildet. Dazu eine Lamellentür, wodurch erstmals seit
                                                                              Langem der Blick nach draußen möglich ist. Auch in den einzelnen Länderpavillons haben
                                                                              sich die diesjährigen Kuratoren um eine Veränderung des Raumeindruckes be müht. Den
                Foto: Christine Schröder  1    Foto: Mehmet Urkay     2       Bosshard, Li Tavor, Matthew van der Ploeg und Ani Vihervaara widmet sich mit extre-
                                                                              Goldenen Löwen gab es für den Beitrag der Schweiz (2). Das Kuratoren-Team Alessandro
                                                                              men Maßstabssprüngen der globalen Standard woh nung und hinterfragt da mit die
                                                                              Bedeutung der Architektur im globalisierten 21. Jahr hundert. In Belgien (3) feiern Traum -
                                                                              novelle und RoxaNe Le Grelle Europa, im schönen Nordischen Pavillon (4) lässt Eero
                                                                              Lundén aufblasbare Gebilde mit den Besuchern atmen und für den deutschen Beitrag (5)
                                                                              hat sich Graft zusammen mit Marlene Birth ler die Geschichte der deutschen Teilung zum
                                                                              Anlass genommen, die Auswirkung politischer Grenzen zu erforschen.

                                                                              Until November we will take you to the 16th Architecture Biennale in Venice. After the
                                                                              excursion to the contribution by the Vatican in AIT 7/8, in this issue we go to the Giardini
                                                                              park where 28 countries have their own pavilion. The curators Yvonne Farrell and Shelly
                                                                              McNamara first removed all the later installations from the central pavilion built in 1932
                                                                              by Duilio Torres. In line with their Biennale motto Free space, new perspectives have been
                                                                              created. This is because, due to the exposed skylights, the sequence of rooms shine in a
                                                                              light so far unknown. And right at the very back, a true treasure has been discovered: A
                                                                              window (1) designed by Carlo Scarpa. In the individual national pavilions as well, this
                                                                              year’s curators strove to change the spatial impression. The Golden Lion was awarded to
                                                                              the  contribution  by  Switzerland  (2).  With  enormous  differences  in  scale,  Alessandro
                                                                              Bosshard, Li Tavor, Matthew van der Ploeg and Ani Vihervaara look at the global stan-
                                                                              dard flat and thus question the significance of architecture in the globalized 21st century.
                                                                              In Belgium (3), Traumnovelle and RoxaNe Le Grelle celebrate Europe; in the Nordic pavi-
                                                                              lion (4) Eero Lundén makes inflatable constructions breathe together with the visitors
                Foto: Uwe Bresan                                      3       and for the German contribution (5), Graft together with Marlene Birthler took the histo-
                                                                              ry of the German division as an occasion to research the effect of political borders.
                                                                              www.labiennale.org

























                Foto: Italo Rondinella                                4      Foto: Jan Bitter                                       5






                                                                                                                               AIT 9.2018  •  011
   1   2   3   4   5   6   7   8   9   10