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VERKAUF UND PRÄSENTATION • RETAIL AND PRESENTATION
BALLY SHOWROOM
IN MAILAND
Entwurf • Design Storagemilano, IT-Mailand
Wer in der Modebranche etwas auf sich hält, empfängt seine Ein -
käufer in der Modemetropole Mailand. So auch das Traditions haus
Bally. Im historischen Gebäude Kursaal Diana zollen Storagemilano
dem Schweizer Ursprung des Labels mit einer hochwertig schlichten
und gleichzeitig spannungsgeladenen Gestaltung Tribut und lassen
die Bühne des ehemaligen Theaters in neuem Glanz erstrahlen.
von • by Christine Schröder
D as 1851 gegründete Schweizer Luxuslabel Bally setzt bei der Gestaltung seiner Re -
präsentanz seit jeher auf die Zusammenarbeit mit zeitgenössischen Vertretern der
Architektur. So hat beispielsweise Robert Mallet-Stevens 1929 den Pariser Flagshipstore
gestaltet. Die Innenarchitektin Andrée Putman zeichnete für die 1995 erfolgte Renovierung
der Niederlassung in Zürich verantwortlich und aktuell tragen die hauseigenen Stores die
Handschrift von David Chipperfield. In Mailand wurde nun ein neuer Showroom für Ein -
käufer eröffnet. Auf 836 Quadratmetern werden die Modekreationen der nächsten Saison
präsentiert. Ort des Geschehens ist der 1908 von Achille Manfredini im Jugendstil errich-
tete Kursaal Diana. Bis 1925 wurde das prominente Eckgebäude im Stadtteil Porta Venezia
als Theater genutzt und fungierte dann bis zu seiner Schließung 1989 als Kino. Das präch-
tige Foyer ist heute dank rahmenloser Fenster weithin sichtbar. In der Kuppel ver weist ein
aus dem Bally-Schriftzug gefertigter Kronleuchter eindrücklich auf den Ein zug des neuen
Nutzers. Darunter zeugen massive Marmorblöcke in Rot – einer als Sitzmöbel, einer als
Empfangs tresen – vom Qualitätsbewusstsein des Unternehmens. Den Wänden verpassten
die Architekten von Storagemilano einen einheitlich weißen Anstrich, unter dem die
Materialität des Bestandes noch gut zu erkennen ist, wodurch Geschichte und Gegen wart
subtil miteinander verschmelzen. Im neu eingebrachten Kunstharzboden zeichnen dazu
runde Messingeinsätze die achteckige Form des historischen Decken ge wölbes nach. Drei
Portale mit rotierenden Messingtüren markieren den Zugang ins Innere der Marken welt.
Multi funktionalität lautet hier die Devise. Während der niedrigere, in Beton gegossene
Ein gangs bereich eine intime Atmosphäre schafft, wird der vormalige Theatersaal zur
imposanten Bühne. Tageslicht kommt über Rundbogenfenster im oberen Drittel der neun
Meter hohen, strahlend weiß gestrichenen Wände. Das Zentrum bildet eine mobile, aus
schwarzen Faserzementplatten gefertigte Treppenskulptur zur Präsen ta tion der Schuhe als
Kernkompetenz von Bally. In Kombination mit flexiblen Möbeln und Stuhl klassikern von
Jean Prouvé entstehen im Showroom immer neue Inszenierungen.
104 • AIT 9.2018