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Entwurf • Design Sichau & Walter Architekten, Fulda
Andreas Schulz Stephanie Große-Brockhoff Lichtplanung • Design LichtKunstLicht AG, Bonn
Bauherr • Client Verwaltung der Staatlichen Schlösser, Bad Homburg
1959 in Bonn geboren 1983–89 Studium Elektrotechnik, Fachhochschule 1971 geboren 1991–96 Innenarchitekturstudium an der Fachhochschule Standort • Location Marktplatz, Erbach
Köln 1989–91 Studium Licht und Lichtdesign Technologisches Institut Ilme - Rosenheim 1996–97 Aufbau-Masterstudium Light and Lighting, London Fotos • Photos Sichau & Walter Architekten, Fulda
nau 1991 Gründung Lichtplanungsbüro LichtKunstLicht in Bonn und Berlin seit 1999 Mitarbeit im Büro LichtKunstLicht in Berlin und Bonn Mehr Information auf Seite • More information on page 154
An der Decke montierte Miniaturstrahler setzen das Rohmaterial am Ende der Ausstellung gekonnt in Szene. • At the end of the exhibition, miniature spotlights mounted at the ceiling skilfully stage the raw material.
D urch die Reise- und Sammelleidenschaft von Graf Franz I. zu Erbach-Erbach (1754 durch Wabenraster vor Einblicken aus langen Achsen geschützt werden. Der obere Teil
bis 1823) zum Zentrum der deutschen Elfenbeinschnitzkunst avanciert, stellte der
der Balustrade lässt sich zur Installation und Wartung der LED-Lichtbänder abnehmen.
gleichnamige Odenwaldort seine beträchtliche Sammlung lange in der Werner Borchers Dennoch wirkt die Balustrade massiv und wie aus einem Stück geschnitzt. Die Konverter
Halle aus. Diese wurde Ende 2015 geschlossen. Seit Herbst 2016 hat ein kleiner, doch der LED-Lichtbänder sind in den Hohlraum unter dem aufgeständerten Steg ausgelagert.
exquisiter Teil der Elfenbeinschnitzereien seine neue Heimat im Schloss Erbach gefun-
den. Das außergewöhnliche Ausstellungskonzept von Sichau & Walter Architekten BDA Historische Kabinettschränke und variable Lichtlösungen
macht sich dabei frei von der Gebäudehülle und präsentiert die Sammlung in abgedun-
kelten Räumen mit anthrazitfarben gespritzten Raumbegrenzungsflächen. Durch den sol- In einem Raum werden vorhandene historische Wandschränke genutzt, in denen eine
cherart fast aufgelösten Raum führt ein Steg, der die gegebenen Niveauunterschiede aus- Fülle von kleinen Objekten an der mit Molton bezogenen Rückwand befestigt sind. Die
gleicht und die Vitrinen wie der sprichwörtliche rote Faden miteinander verbindet. Diese Exponate werden durch im Möbel verdeckt montiertes lineares Licht hervorgehoben.
sind wie lichterfüllte Glaskuben an dem Ponton aufgereiht. Die LED-Leisten sind hierfür sowohl oben durchlaufend horizontal als auch seitlich
durchlaufend vertikal angeordnet. Die Verortung der Leuchten erfolgte dabei so, dass ein
Vitrinen aus teilsatiniertem Glas und ein Steg als roter Faden Optimum an Ausleuchtung mit einem Minimum an Sichtbarkeit der Lichtquellen ver-
bunden ist. Der letzte Raum, wechselnden Ausstellungen gewidmet, verabschiedet den
Die im unteren Drittel satinierten Vitrinengläser werden aus der Basis heraus mit Kanten - Be su cher derzeit mit einem Blick auf noch unbearbeitete Elefanten- und Mammut-Stoß -
licht eingespeist. Die Satinierung löst sich in einem stufenlosen Verlauf in Klarglas auf. zähne und macht so auch die kontroverse Seite des Ausstellungsthemas spürbar. Mini -
Durch das kanteneingespeiste Licht nimmt sie eine sanfte Helligkeit an, die – einem a tur strahler an der Raumdecke unterstützen die Dramatik der Exponate. Diese entstam-
Dunst gleich – die Objektträger der Elfenbeinfigurinen verhüllt. Darüber hinaus sind im men demselben System wie die Vitrinenbeleuchtung, sind jedoch etwas größer und
oberen Vitrinenrand Kleinprofile mit Miniaturstrahlern verbaut. Eine Bemusterung ergab, lichtstärker. Um sich besser in die Farbigkeit der Raumhülle einzufügen, sind sie hier
dass in diesem räumlichen Zusammenhang silbern eloxierte Profile und Leuchten weni- schwarz eloxiert ausgeführt. Als Rahmen angeordnet, können sie bei wechselnden Aus -
ger sichtbar sind als schwarz eloxierte Bauteile. Die Miniaturstrahler setzen die Exponate stellungs inhalten sowohl Exponate im Randbereich als auch in der Raummitte op timal
ak zentuierend und gut entblendet in Szene. Dabei erfolgt in den größeren Schaukästen inszenieren. Die Vitrinenstrahler, das Kantenlicht, die Stegbeleuchtung und die Aus -
ein Wechsel aus Miniaturstrahlern mit engstrahlender und mediumstrahlender Optik. So leuchtung der Be standsschränke lässt sich vitrinen- beziehungsweise raumweise per
entsteht der Eindruck, die Schnitzereien würden gleichsam leuchtend aus dem Nebel Fern bedienung dimmen und schalten. Die Dimmwerte der einzelnen Komponenten
aufsteigen. Die Konverter, sowohl für die Kanteneinspeisung des satinierten Glases als sind dabei so eingestellt, dass inszenatorische und raumbildende Gesichtspunkte opti-
auch für die Miniaturstrahler befinden sich in einem zugänglichen Hohlraum im Fuß der mal berücksichtigt sind. In An leh nung an die vorherrschenden Rottöne von
Vitrine. Der begehbare Steg und seine niedrige Balustrade sind wiederum mit rotem Vitrinensockeln und Erschließungssteg wurde für alle Beleuchtungselemente die
Leder bezogen. Durch ein verdecktes LED-Lichtband in der Aufkantung wird die Lauf - Lichtfarbe Warmweiß ausgewählt. Diese hebt die Exponate zusätzlich mittels
fläche zum freischwebenden Pfad in einer nicht greifbaren, völlig ausgeblendeten Raum - Farbperspektive aus ihrem Umfeld hervor und materialisiert sie durch Focal Glow. So
hülle. Dafür ist eine seitliche Fräsung in den oberen, innen liegenden Flanken erfolgt. unterstützt LichtKunstLicht durch versteckte, gut entblendete Licht quellen die kontrast-
Die schräg auf den Steg ausgerichteten Öffnungen nehmen LED-Licht bän der auf, die reiche Ausstellungs dra ma turgie und setzt solcherart die Kleinodien brillant in Szene.
AIT 9.2017 • 141