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Kathrin Merz

1976 in Bern geboren 2002 Diplom, EPFL, Lausanne 2012–2021 Vorstand
Architektur Forum Bern seit 2017 Bauart Architekten und Planer AG, Bern,
Kompetenzbereich Leichtbau und Modularität seit 2022 als Geschäftsleiterin

Korridor EG: Klassenzimmertüren mit Verbundlüftung • Classroom doors with connector fan Das Außenklassenzimmer schafft Erweiterungspotenzial. • The outdoor classroom allows potential extension.

Module produziert wurden. Das zweigeschossige Gebäude ist eine Weiterentwicklung und Nadelholz besteht, kamen im Speisesaal zusätzlich Unterzüge aus Baubuche zum Einsatz,
basiert auf Schulmodulbauten, die das Team bereits in Bern und Winterthur realisierte. die eine stützenfreie Spannweite von 10,2 Metern ermöglichen. Ausgesteift werden die
Durch seine Positionierung am Nordrand des Schulgeländes, seine differenzierte Volu- Module durch mehrere geschlossene Wandelemente in Quer- und Längsrichtung. An allen
metrie und seine filigrane Fassade aus vorvergrautem Holz fügt sich der Holzmodulbau vier Modulecken optimieren tragende Wandschotten die Spannweite. Die Außenwände
rücksichtsvoll in das Ensemble ein. Der Neubau ist in der Höhe abgestuft und schafft mit sind mit Mineralwolle in einer Dicke von 24 Zentimetern gedämmt und inklusive der Holz-
dem eingeschossigen Bereich, der den Variel-Bauten zugewandt ist, einen sanften Über- lattung 37 Zentimeter stark. Das zweischalige belüftete Flachdach besitzt samt Sparrenlage
gang. Analog zum Bestand ist die Modularität von außen ablesbar: Bei dem Bestandsbau einen 50 Zentimeter starken Aufbau und verfügt über eine 37 Zentimeter starke Dämmebe-
rhythmisieren abgeschrägte Blendschutzlamellen die Stöße, beim Holzmodulbau sind es ne in der Moduldecke. Die Dacheindeckung besteht aus Substrat. Zusätzlich ließ die Stadt
die grauen Holzlisenen. Im Erdgeschoss des Neubaus befinden sich neben der Eingangs- eine Photovoltaikanlage installieren. In den Haupträumen wurden alle Wände und Decken
halle eine Mensa, ein dem Speiseraum zuschaltbares Musikzimmer, ein Elternsprechzim- sichtbar in Holz belassen. Die Korridore wurden in einem hellen Blau gestrichen, das sich
mer, ein Raum für die Schulkindbetreuung, ein Lehrpersonalzimmer und Nebenräume. auf den Farbton der Lisenen in den Variel-Bauten bezieht. Die Böden sind mit Linoleum
Im Geschoss darüber sind ein Grundschulförder-Klassenzimmer, ein Raum für Lehrmittel ausgelegt – petrolfarben in den Haupträumen, hellblau in den Erschließungszonen. Die
und ein Freiluftschulzimmer untergebracht. Letzteres war ursprünglich nicht vorgesehen. insgesamt 30 Module wurden weitgehend im Werk fertiggestellt. Vor Ort mussten noch
Fugen abgedeckt, die Stöße zwischen den Modulen geschlossen und der schwimmende
Abweichende Vorgaben und ein Freiluftklassenzimmer als Bonus Unterlagsboden gegossen werden. Dennoch dauerte die Bauzeit nur sieben Monate.

Da das Raumprogramm während des Planungsprozesses verkleinert wurde, die Flächen Lowtech-Konzept mit Korridor als Lüftungskanal
im Erdgeschoss aber unverändert blieben, schlugen die Architekten als Ausgleich einen
überdachten Außenbereich im Obergeschoss vor. Das luftige Klassenzimmer kann später Analog zu den Vorbildern aus der Schweiz erfolgte bei der Fuchshofschule eine klare Sys-
zu einem vollwertigen Schulraum erweitert werden. Eine Herausforderung für das Planer- temtrennung zwischen der Konstruktion und den Installationen für Heizung, Lüftung und
team war die Pandemie. Da ein Großteil der Planungs- und Realisierungsphase in diese Kühlung. Dabei kam das bewährte Lowtech-Konzept mit Verbundlüftung und Klimage-
Zeit fiel, erfolgte der Austausch vorwiegend virtuell. Dabei war es eine große Hilfe, dass räten von Kegel Klimasysteme zum Einsatz. Es ermöglicht eine effiziente Energienutzung
auf ein gemeinsames modulares Systemverständnis zwischen Planungsbüro und Aus- und sorgt für ein gutes Raumklima. Die Korridore werden als Zu- und Abluftkanal für die
führungsfirma zurückgegriffen werden konnte. So vergingen vom Juryentscheid bis zum Belüftung der Haupträume genutzt. Ein Lüftungsgerät mit Wärmetauscher im Technikraum
Baubeginn gerade einmal acht Monate. Gefordert war das mehrheitlich aus der Schweiz saugt Frischluft an und bläst sie im unteren Drittel des Korridors ein. So entsteht auf
stammende Team auch durch die teilweise abweichenden behördlichen Vorgaben: Wäh- Bodenhöhe eine kühlere Luftschicht. Durch Verbundlüfter wird diese mittels eines leichten
rend in Deutschland beispielsweise ein Prüfingenieur die Statik abnimmt, kann ein Holz- Unterdrucks in die Haupträume geführt. Dort erwärmt sich die Luftschicht, steigt nach
bauingenieur in der Schweiz ohne behördliche Kontrollen planen. Unterschiede gab es oben, wird dann in den Deckenbereich des Korridors und in die Zentrale zurückgeführt
auch beim Brandschutz. So benötigen deutsche Schulräume zwei Fluchtwege, während – ein simples Konzept. Für die Beheizung und Kühlung kommen spezielle, unterhalb der
in der Schweiz für dieselbe Fläche einer genügt. Deshalb gibt es außen am Gebäude eine Fenster montierte Klimageräte zum Einsatz. Aufgrund der guten Dämmung und der vor-
zusätzliche Fluchttreppe. Das Grundprinzip der Modulbauten konnte weitgehend über- konfektionierten Luft ist es möglich, im Winter mit einer Vorlauftemperatur von 26 und im
nommen werden. Es umfasst zwei aus Brettsperrholz und Brettschichtholz konstruierte Sommer von 22°C zu fahren. Damit kann die Luft-Wasser-Wärmepumpe effizient genutzt
Modultypen mit Längen von 6,8 und 10,2 Metern sowie einer Breite von 3,4 und einer und der Energiebedarf klein gehalten werden. Das Beispiel Schorndorf zeigt, wie hochwer-
lichten Raumhöhe von 2,8 Metern. Während die Tragkonstruktion der Module sonst aus tige Modulbauten es schnell ermöglichen, zeitgemäßen Schulraum bereitzustellen.

AIT 5.2024 • 119