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ÖFFENTLICHE BAUTEN • PUBLIC BUILDINGS

































            HOCHSCHULBIBLIOTHEK

            IN KÖLN



            Entwurf • Design Andreas Schüring Architekten, Münster


            Unter dem Titel „Ordnung und Freiheit“ realisierte das Büro Andreas
            Schüring Architekten die Innenarchitektur der neuen Bibliothek der
            Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung Nordrhein-West-
            falen. Ein klares Raster trifft dabei auf fließende Textilien. Diese
            Kombination schafft optimale und an den Semesterverlauf anpas-
            sungsfähige Lernsituationen für rund 2.700 Studierende.



            von • by Patricia Buth
            Ö   ffentliche Gebäude wie Hochschulen und Bibliotheken stellen die Hauptbauauf-
                gabe der Münsteraner Architekten rund um Andreas Schüring dar. Das mehrfach
            ausgezeichnete Büro schafft durch gezielte Materialwahl und Lichtplanung Spannungen
            zwischen Innen- und Außenraum. Die Reduzierung auf das Wesentliche soll ihre Ent-
            würfe klar in Erscheinung treten lassen. In der von ihnen neu gestalteten Bibliothek für
            die Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen setzten sie
            eben diese Prinzipien um. Die Hauptstelle des Kölner Standortes in der Erna-Scheffler-
            Straße beherbergt die Fachbereiche Allgemeine Verwaltung, Rentenversicherung und
            Polizei. Anpassungsfähigkeit und Varianz standen im Fokus des Entwurfs, der durch
            einen starken Schwarz-weiß-Kontrast geprägt ist. Die Grenzen der unterschiedlichen
            Funktionsbereiche der Bibliothek gehen fließend ineinander über. Im Eingang erwartet
            den Besucher ein offener Loungebereich gefolgt von einem administrativen Empfangs-
            tresen, der so wie die streng durchgerasterten Regaleinbauten von den Architekten maß-
            geschneidert wurde. In Anlehnung an das 1927 von Ludwig Mies van der Rohe und sei-
            ner Partnerin Lilly Reich geplante „Café Samt und Seide“ als Messestand der deutschen
            Seidenindustrie sind auch in der Hochschulbibliothek an Stahlrohren geradlinig und ge-
            schwungen angebrachte Vorhänge zu finden. Die Textilien wurden analog zu ihrem Vor-
            bild des Messestands als raumbildendes Element genutzt. Die Freifläche der Bibliothek
            wird also ausschließlich durch die fließenden Akustikvorhänge gegliedert. Diese mit
            Leichtigkeit verstellbaren Textilien ermöglichen es, die Lernsituationen an die jeweils
            dem Semesterverlauf entsprechenden Bedürfnisse anzupassen. Neben diesen flexiblen
            Arbeitsplätzen gibt es die Möglichkeit, sich in Kleingruppen oder allein in eine der acht
            semitransparenten, gläsernen Lernkuben zurückzuziehen. Das Konzept der Ein- und
            Ausblicke und das Spiel der Reflexionen wird hierbei weitergeführt. Auch die aus elo-
            xiertem Aluminium bestehende Rasterdecke, die gekonnt die notwendige Haustechnik
            verbirgt, unterwirft sich der gestalterischen Thematik der Ordnung und Freiheit.

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