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Sascha Homburg                                               Urs Schreiner


                                     1976 geboren 2004–2011 nach Innenarchitekturstudium, Mitarbeit Ulrike  1973 geboren 2006–2014 nach Innenarchitekturstudium, Mitarbeit Ulrike
                                     Brandi Licht, Hamburg; moysig retail design, Herford 2014–2016 Geschäfts-  Brandi Licht, Hamburg;  Voyons  Voir, Paris; Studio Dinnebier, Berlin
                                     führer Studiocandela, Herford seit 2016 Envue Homburg Licht, Bielefeld  2014–2016 Inhaber Envue, Berlin seit 2016 Envue Homburg Licht, Berlin





























                Lichtschienen sind in die Betondecken ... • Light tracks are embedded in the concrete ceilings ...

                von • by Sascha Homburg und Urs Schreiner
                D   er Maler Peter August Böckstiegel (1889-1951) zählt zu den wichtigsten Vertretern
                    der so genannten „zweiten Generation“ des deutschen Expressionismus und
                neben Wilhelm Morgner und Hermann Stenner zu den Protagonisten der Moderne in
                Westfalen. Den überwiegenden Teil seines Lebens verbrachte er in Werther im Kreis
                Gütersloh, wo sein Wohn- und Atelierhaus bis heute besichtigt werden kann. 2014 be-
                schloss der Kreistag auf dem Grundstück des Künstlerhauses einen Museumsneubau
                zu realisieren, um den mehr als 1.300 Werke umfassenden Nachlass und die rund 500
                Werke zählende Kunstsammlung Böckstiegels – heute im Besitz des P.A. Böckstiegel-
                Freundeskreises – zukünftig angemessen präsentieren zu können. Aus dem entspre-
                chenden Architektenwettbewerb ging das Büro h.s.d. Architekten aus Lemgo als Sieger
                hervor. Am 31. August 2018 wurde das Museum auf der alten Obstwiese vor dem Böck-
                stiegelhaus eröffnet. Das Tages- und Kunstlichtkonzept unterstreicht den Anspruch der
                Museumsarchitektur, den Bezug zur Landschaft und der umgebenden bäuerlichen Ar-
                beits- und Lebenswelt erlebbar zu machen. Großzügige Fensteröffnungen geben dem
                Ausstellungsbesucher den Blick frei auf die umliegenden Wiesen, Wälder und das  ... eingelassen und mit Strahlern und Lichtlinien bestückt. • ... and equipped with spotlights and strip lights.
                Böckstiegelhaus. Tageslicht gelangt auch in die Ausstellungsräume: Warm, kalt, hell,
                dunkel, diffus oder brillant sind Attribute, die der Himmel mit seinen veränderlichen
                Licht- und Wetterverhältnissen vereint. Diese Abwechslung des Lichts ist jedem Men-  von unterschiedlichen Strahler-Objekt-Abständen sind durch individuelle Dimmung
                schen urvertraut. Sie wirkt angenehm und anregend und macht die für den Künstler  auszugleichen. Der Einsatz von LED-Technik mit sehr hohen Farbwiedergabeeigen-
                Böckstiegel wichtigen Beziehungen zu Landschaft und Natur im Innenraum für den Be-  schaften für die Objektbeleuchtung prägen den Wahrnehmungseindruck. Die einge-
                sucher am originären Ort seines Schaffens erfahrbar.          setzte Lichtfarbe beträgt 3.000 Kelvin. Eine für das Personal technisch einfache Bedien-
                                                                              barkeit und eine Anpassungsfähigkeit auf unterschiedliche Ausstellungsszenarien, Aus-
                Licht für unterschiedlichste Ausstellungsszenarien            stellungsobjekte und Ausstellungskonzepte vervollständigen das Profil der Beleuch-
                                                                              tungsanlage. Die Ansteuerung der einzelnen Leuchten und das Abrufen verschiedener
                Das Kunstlicht an sich und die dafür nötigen Beleuchtungskörper und deren Anord-  voreingestellter Lichtszenen kann über eine stationäre Steuerungseinheit oder über
                nung orientieren sich streng an der Architektur: Stromschienen, flächenbündig mit  eine intuitive Benutzeroberfläche auf einem Smartphone oder Tablet-PC erfolgen.
                einer Schattenfuge in die Betondecke eingelassen, werden mit Strahlern und linearen
                Lichteinsätzen mit DALI-Schnittstellen variabel bestückt. Die linearen Lichtquellen er-  Empfangs- und Orientierungslicht für die Nacht
                zeugen eine diffuse Grundbeleuchtung und Deckenaufhellung im Raum, während die
                Strahler individuell auf zu beleuchtende Objekte ausgerichtet werden. Für die Ausstel-  Das Museum wird bewusst nicht von außen angestrahlt – mit zunehmender Dunkelheit
                lungskuratoren sind verschiedene Strahleroptiken, Linsen- und Entblendungszubehör  verschmilzt die Muschelkalkfassade des „Findling auf der Wiese“ mit der Umgebung.
                für eine hochwertige Kunstpräsentation mit hohem Sehkomfort eingeplant und ange-  Kunstlicht gibt es außen nur im Bereich des Haupteingangs und der Außenterrasse. Hier
                schafft worden. Die vertikalen Beleuchtungsstärken an den Wänden beziehungsweise  wurden mittels besonderer Detaillösung Downlights in die Natursteinfassade integriert,
                auf den Ausstellungsobjekten sind über individuelle Dimmer einstellbar, sodass die  die ein sanftes Empfangs- und Orientierungslicht schaffen. Darüber hinaus dringt Licht
                konservatorisch maximal zulässigen Beleuchtungsstärken zum Schutz der Ausstel-  nur über Glasflächen von innen in den Außenraum. Eine zurückhaltende Beleuchtung
                lungsobjekte genau eingeregelt werden können. Auch Helligkeitsunterschiede infolge  der Hauptwege vom Parkplatz bis zum Eingang weist den Besuchern den Weg.
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