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BANKEN UND BEHÖRDEN • BANKS AND AUTHORITY BUILDINGS
LANDESBANK LIECHTENSTEIN
IN VADUZ
Entwurf • Design matt architekten, LI-Mauren
Auch als geschichtsträchtiges Finanzinstitut darf man mit der traditi-
onellen Vorstellung brechen, wie es in einer Bank auszusehen hat.
Man muss es vielleicht sogar, um nicht früher oder später als ver-
staubt zu gelten. An den Werten und Prinzipien eines Unternehmens
ändert das schließlich nichts. Ein gelungenes Beispiel für eine gestal-
terische Transformation findet sich in Vaduz.
von • by Susanne Lieber, CH-Zürich
D ie Liechtensteinische Landesbank – kurz LLB genannt – ist das älteste Finanzins-
titut im Fürstentum. Mit der Gründung der „Zins- und Credit-Landes-Anstalt“ im
Jahr 1861 fing in der Hauptstadt Vaduz alles an. Inzwischen ist die LLB mit über 1000
Mitarbeitenden nicht nur in Liechtenstein tätig, sondern auch in der Schweiz, in Öster-
reich, in den Vereinigten Arabischen Emiraten und darüber hinaus seit diesem Jahr in
Deutschland. Trotz seiner langen Geschichte sieht sich das Finanzinstitut als moderne
Bank, weshalb die Geschäftsstellen in Liechtenstein von matt architekten aus Mauren
dementsprechend umgestaltet werden sollten – darunter auch der Hauptsitz in Vaduz.
Die umfangreichen Umbaumaßnahmen, die dort im laufenden Betrieb vonstatten
gehen mussten, umfassten unter anderem den Privatkundenbereich, Besprechungsräu-
me, die 24-Stunden-Zone und den früheren Expressschalter. Besonders hervorzuheben
ist hier allerdings die Neugestaltung der Schalterhalle, bei der das innenarchitektoni-
sche Konzept der Architekten in besonderem Maße zum Tragen kommt. Die Idee: Der
Bank soll der Charakter eines Ateliers eingehaucht werden – offen, lässig, unkonventio-
nell. Deshalb findet hier der Kundenkontakt nicht nur „face to face“ statt, sondern auch
„shoulder to shoulder“, was zur lockeren und ungezwungenen Atmosphäre beiträgt.
Die über ein Glasdach belichtete Halle ist offen gestaltet, der fugenlose Bodenbelag
und die Glaswände zu den Beratungsräumen sorgen für Weite und Transparenz. Ver-
stärkt wird der großzügige Raumeindruck nicht zuletzt durch das Mobiliar, das sich in
der Höhe bewusst zurücknimmt. Lediglich die begrünte Rückwand an einem der Work
Desks ragt empor. Das raumprägendste Element bildet aber vor allem das filigrane
Holzkonstrukt aus Esche, das sich mittels raffinierter Steckverbindungen im Atrium
zu einer großen Raumskulptur entwickelt und die drei Geschosse in der Vertikalen
verbindet. In das Gestell, nach dessen Konstruktionsprinzip auch diverse Raumtrenner
und Regale aufgebaut sind, wurden Kästen mit Hängepflanzen, weiße Lichtkuben und
Leuchten mit schwarzem Schwenkkopf integriert.
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