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BANKEN UND BEHÖRDEN • BANKS AND AUTHORITY BUILDINGS
DEUTSCHER WETTERDIENST
IN POTSDAM
Entwurf • Design TRU Architekten, Berlin
Der „Wissenschaftspark Albert Einstein“ auf dem Potsdamer Telegra-
fenberg ist nicht nur traditionsreicher Standort innovativer Forschungs-
einrichtungen: Geodäsie und die systematische Vermessung des Erd-
magnetfeldes finden an dieser weltweit bedeutsamen Geburtsstätte
deutscher Meteorologie ihren Ursprung. 2023 wurde der Neubau des
Deutschen Wetterdienstes von TRU Architekten eingeweiht.
von • by Friederike Bienstein, Berlin
D ie Hauptaufgabe des Deutschen Wetterdienstes (DWD) ist es, vor Gefahren zu war-
nen und laufend an die Bundesregierung zu berichten. Klimaüberwachung, deren
Dokumentation, die Bewertung von Veränderungen und der Austausch mit Forschungs-
einrichtungen basieren auf den Auswertungen eines dichten Messnetzes mit zahlreichen
Wetterwarten und -stationen. Neben seinem Hauptsitz in Offenbach am Main besitzt der
DWD Niederlassungen in München, Stuttgart, Essen, Leipzig, Hamburg und Potsdam. Letz-
tere wurde grundlegend modernisiert und ein komplexes Raumprogramm mit Gelände
für Messfelder und Antennenaufstellflächen in den Freianlagen in einen funktionalen
Zusammenhang gebracht. Das Besondere: DWD Potsdam besitzt ein „Desaster-Back–
up-Rechenzentrum“ (DBRZ) und ist damit faktisch die Ausfallsicherung für das Deutsche
Meteorologische Rechenzentrum (DMRZ) in Offenbach. Der Neubau mit einer Fassade aus
bronzefarbenen Aluminiumpaneelen besteht aus drei versetzten, bis zu drei Geschosse
höhengestaffelten Baukörpern, die durch einen 70 Meter langen „Wetterboulevard“ als
Erschließungselement miteinander verbunden sind. TRU konzipierten den Boulevard als
zentralen Kommunikationsraum, denn hier lernen Besuchergruppen die Aufgabenbereiche
des Deutschen Wetterdienstes kennen und können die Schausammlung historischer Mess-
geräte besichtigen, hier begegnen sich aber auch die Beschäftigten aller Abteilungen und
erreichen auf kurzen Wegen Kantine, Konferenzbereich, Pausenhof, Vorplatz und Messfel-
der. An der südlichen Grundstücksgrenze mündet der Boulevard schließlich in einen 30
Meter hohen Antennenturm, der den störungsfreien Empfang von Wetterdaten sicherstellt.
Sämtliche Büroräume – die mit der Abwärme des Rechenzentrums beheizt werden – orien-
tieren sich konsequent in den Außenraum und spendieren den Beschäftigten freie Sicht in
den Potsdamer Forst. Mit dem gemeinsamen Wettbewerbsgewinn des DWD-Neubau Pots-
dam schlossen sich 2014 die drei Einzelbüros von Sandra Töpfer, Dirk Bertuleit, Karsten
Ruf, Tim Bauerfeind und Henning von Wedemeyer zusammen. Das mittlerweile 20-köpfige
Team hat zahlreiche weitere Wettbewerbe für sich entschieden und umgesetzt.
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