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BANKEN UND BEHÖRDEN • BANKS AND AUTHORITY BUILDINGS
ENERGIEVERSORGUNG
IN ROM
Entwurf • Design IT’S, IT-Rom; EFM S.p.A., IT-Rom
Als der Firmenhauptsitz des italienischen Energieversorgers Terna
kürzlich umgebaut wurde, setzten Bauherrschaft und Architekten auf
flexibel anpassbare Räume – und Materialexperimente. Letztere führ-
ten zu ästhetischen Hinguckern und inspirieren zu innovativem, nach-
haltigem Innenausbau: Die zusammen mit einem Start-up entwickel-
ten Einbaumöbel bestehen aus großen Mengen recycelten Kunststoffs.
von • by Ulrike Nicholson, Tübingen
W ie gelingt eine stabile Energieversorgung, die zugleich die Ressourcen schont? Auf
diese Frage müssen Unternehmen aus der Branche heute Antworten liefern. So
auch der italienische Energieversorger Terna. Um seinen Kunden zu vermitteln, wie groß
sein Engagement im Bereich Nachhaltigkeit ist, sollte das Thema auch im umgebauten
Headquarter spürbar werden. Die gestalterische Umsetzung beginnt bereits im Foyer, das
den Besucher mit einem besonderen Empfangstresen begrüßt. Wie die meisten Einbau-
möbel im neu gestalteten Firmenhauptsitz wurde es in Zusammenarbeit mit der Firma
Plastiz entwickelt. Plastiz, ein Start-up-Unternehmen aus Turin, hat sich darauf spezialisiert,
Kunststoffabfälle zu hochwertigen Platten für den Möbelbau zu verarbeiten. Eine berei-
chernde Idee, wenn es um innovatives, nachhaltiges Bauen geht. Denn trotz wachsendem
Umweltbewusstsein hapert es an der Kreislaufwirtschaft bei Kunststoffen noch sehr. Der
Ansatz von Plastiz: Durch das Thermoformen großer Mengen von Kunststoffabfällen wer-
den Platten mit unterschiedlichen Texturen und opaken oder transluzenten Ausführungen
hergestellt. Die auffallenden Möbelstücke verteilen sich locker über die 1100 Quadratmeter
umfassende Fläche des Bürostockwerks. In der flexiblen Raumstruktur sind nur die im
Raster stehenden Stützen, die statisch wirksamen Scheiben und einige wenige Trennwände
fest. Alles andere ist beweglich und bei sich ändernden Bedürfnissen anpassbar. Trans-
parente Glaswände, schallabsorbierende Vorhänge und große Schiebetüren öffnen und
schließen sich für große, öffentlich wirkende Räume, kleinteilige Arbeits- und Ruhezonen
und Bereiche für Meetings. Sogar die Kantine ist so ausgelegt, dass sie sich auch für Büro-
arbeit nutzen lässt. Über allen Räumen wurde eine schallabsorbierende Decke montiert,
darunter die sichtbaren technischen Installationen. Diese beleben das Interieur ebenso wie
die punktuell angebrachten Wand- und Deckenverkleidungen aus reflektierendem Alumi-
nium mit Glanz- und Lichteffekten. Bei so viel Experimentierfreude durfte zumindest ein
bodenständiges Element mit Ortsbezug nicht fehlen: Beim Bodenbelag entschied man sich
für den in Mittelitalien ganz typischen, warm und edel wirkenden Naturstein Santafiora.
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