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BANKEN UND BEHÖRDEN • BANKS AND AUTHORITY BUILDINGS
PSD-BANK
IN BERLIN-FRIEDENAU
Entwurf • Design Ester Bruzkus Architekten, Berlin
Die Bank als erweitertes Wohnzimmer? In enger Abstimmung mit dem
Denkmalamt bauten Ester Bruzkus Architekten die ehemalige Posthalle
im historischen Postamt Berlin-Friedenau für die PSD-Bank um. Neben
klassischen Bankdienstleistungen lädt diese mit Café, Lounge, Ausstel-
lungs- und Versammlungsräumen zu einem lebendigen Treffpunkt im
Kiez ein – durchaus ein Highlight in Zeiten des Online-Bankings.
von • by Friederike Bienstein, Berlin
D ie PSD-Bank ist eine der ältesten ihrer Art: Ihr Kürzel steht für Post-, Spar- und
Darlehensverein und stammt aus der Zeit ihrer Gründung vor rund 150 Jahren als
Selbsthilfeeinrichtung für Mitarbeiter der Post. Für Berlin und Brandenburg genossen-
schaftlich organisiert, wurde sie jüngst wiederholt als beliebteste Regionalbank mit hoher
Verbundenheit und besten Modernisierungskrediten ausgezeichnet. Dem Bankumbau
liegt eine starke soziale, formale und materielle Leitidee zugrunde, die Lebendigkeit und
Modernität in den Stadtteil bringen will. Das Café wird direkt beim Betreten der Halle
erschlossen und erweist sich als zeitgemäß und einladend gestalteter Kiezmagnet zum
Verweilen, Treffen und Kommunizieren. Jung und Alt sind gleichermaßen willkommen in
ihrem eigenen neuen „Kiez-Wohnzimmer in der Nachbarschaft“, dabei will das inklusive
Konzept insbesondere ältere Kunden ansprechen, denen moderne digitale Bankgeschäfte
bisweilen zu unpersönlich und befremdlich erscheinen, die Unterstützung suchen oder
Fragen haben. Ester Bruzkus Architekten integrierten die denkmalgerechte Sanierung der
historischen Posthalle in den Entwurf: Fußboden, Stützen und Decke wurden originalge-
treu instandgesetzt und stehen in einem anregenden Dialog mit den neuen Materialien:
warme und gebeizte Hölzer, glänzende Metalle, Terrazzo aus recycelten Materialien und
Vintage-Teppiche ergänzen kontrastreich, aber farbharmonisch und mit der Bruzkus eige-
nen subtilen Opulenz die historischen Steinböden, die original erhaltenen und aufwendig
restaurierten Holzverkleidungen der Stützen sowie die historischen Farben, die unter den
Schichten der letzten 100 Jahre freigelegt wurden. Bepflanzte Raumteiler und Sitzelemen-
te aus Terrazzo zonieren Funktionsbereiche, Beratungs- und Schließfachareale wurden als
Raum im Raum konzipiert. Außerhalb der Öffnungszeiten trennen Falt-Schiebeelemente
die Bereiche von Bank, Café und Lounge ab, dies ermöglicht weiterhin Zugang zu den
Geldautomaten. Erwähnenswert ist, dass ganz im Sinne der regional verwurzelten Genos-
senschaftsbank beim Umbau vor allem Gewerbe aus dem Mittelstand berücksichtigt und
auch bei der Möbelauswahl regionale Unternehmen bevorzugt wurden.
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