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Entwurf • Design Sadar+Vuga, SI-Ljubl jana
                Boštjan Vuga                             Jurij Sadar
                                                                                                  Bauherr • Client Banka Slovenije, SI-Ljubljana
                                                                                                  Standort • Location Slovenska Cesta 35, SI-Ljubljana
                1966 in Nova Gorica geboren bis 1992 Architekturstudium, Universität Ljubl -  1963 in Celje geboren bis 1987 Architekturstudium, Universität Ljubl jana
                                                                                                  Fertigstellung • Completion August 2016
                jana 1995 Master, AA London 1996 Gründung von Sadar+Vuga mit Jurij  1987–1993 Freier Architekt 1996 Gründung von Sadar+Vuga mit Boštjan  Nutzfläche • Floor space 531 m 2
                Sadar, Ljubljana 2010 Associate Professor, Universität Ljubljana  Vuga, Ljubljana 2010 Associate Professor, Universität Ljubljana  Fotos • Photos Miran Kambic, SI-Radovljica

































                Um die zentrale Halle sind verschiedene Arbeitsbereiche angeordnet. Dazu gehören eine Bibliothek und Konferenzräume. • Work areas are arranged around the central hall. Among them are a library and meeting rooms.


                D   er Sitz der slowenischen Zentralbank befindet sich auf dem Slovenska-Boulevard in  maß an Privatsphäre garantiert. Im hinteren Teil der Lobby befinden sich Service räume
                                                                              wie Über set zer kabinen, Toiletten und eine Küche, deren Wände mit blauem Textil gepols-
                    Ljubljana. Zwei mächtige Atlanten schmücken das Portal des Ge bäudes aus den
                1920er-Jahren. Direkt hinter diesem Portal liegt das zentrale Foyer der Bank. Vor dem Um -  tert sind. Bestuhlt ist die Lobby mit dem Sessel Triglav, der speziell für dieses Projekt ent-
                bau diente der Saal als öffentlich zugängliche Kas sen  halle: Hier waren die Bankschalter  wickelt wurde. Die Absicht war es, ein wohnzimmerähnliches Umfeld zu schaffen, in dem
                so wie eine Poststelle untergebracht. Trotz seiner zen tralen Lage und seiner Größe konnte  sich die Mitarbeiter wohlfühlen. Zum Einsatz kamen deshalb vor allem warme und wei-
                der Raum nicht für offizielle Ver an staltungen genutzt werden. Die Akustik war unzurei-  che Mate ria lien wie Textilien und Holz sowie viel indirektes Licht. Neutrale Möbel in dunk-
                chend, die Möbel waren veraltet und der hohe Zentralraum wirkte durch seine Einbauten  len Far ben betonen die intensiven blauen, grünen und goldenen Farbtöne der Raumge-
                schlecht proportioniert. Als sich die Bank nun einen repräsentativen Raum für protokolla-  staltung. Die rund um den Zentralraum angeordneten Nischen fungieren als Hybride, die
                rische Ver anstal tun gen wünschte, entschied man sich für einen gemeinsam mit der Archi -  sowohl für formelle als auch für informelle Zwecke genutzt werden können. Hier finden
                tektur fakultät von Ljubljana veranstalteten Studentenwettbewerb, durch den Ideen für die  Vorträge, Konferenzen, Videokonferenzen und Seminare statt, sie dienen aber auch für
                Neuge staltung des Foyers gesammelt werden sollten. Aus diesem Wettbewerb ging das  informelle Zusammenkünfte oder zum individuellen Arbeiten.
                von Jurij geleitete Ent wurfs studio als Sieger hervor. Die Umsetzung erfolgte daraufhin in
                enger  Zusammen ar beit  der  Studenten  mit  unserem Architekturbüro.  Es  entstand  eine  Aus der Schalterhalle wurde ein repräsentativer Veranstaltungssaal
                moderne und an spruchs  volle Lösung, die den Anforderungen der Institution in vollem Ma -
                ße gerecht wird. Dafür war eine komplexe programmatische und räumliche Rekonstruk -  Die zentrale Halle, die gegenüber den umliegenden Räumen fast die dreifache Höhe be -
                tion nötig, die vor allem den Mitarbeitern der Bank dienen sollte. Die Aufgabe war es,  sitzt, unterscheidet sich auch in ihrer Gestaltung. Dank ihrer klassischen Architektur ele -
                innerhalb der Halle ein entspanntes, vielfältiges und interaktives Arbeitsumfeld zu schaf-  men te, den edlen Steinverkleidungen und der zurückhaltenden Farbpalette bildet sie den
                fen und den Raum gleich zeitig für offizielle Veranstaltungen der Bank nutzbar zu machen.  perfekten Rahmen für protokollarische Veranstaltungen. Bei Bedarf kann der Raum, wie
                Durch die Kombi na tion der beiden Anliegen entstand ein Raum, der sowohl für die Mitar -  schon erwähnt, durch Vorhänge abgetrennt werden, was einen klaren Rahmen für Kon -
                beiter als auch für die Institution an sich eine starke Identifikation bietet.   ferenzen, Meetings und internationale Empfänge schafft. Das Oberlichtband, durch das
                                                                              man früher  vom Foyer ins erste Obergeschoss schauen konnte,  wurde geschlossen.
                Rund um den Zentralraum entstanden moderne Arbeitsbereiche    Formteile bilden jedoch die historische Aufteilung der Fensteröffnungen nach. Der Raum
                                                                              erhält dadurch eine intimere Atmo sphäre, ohne dass der ur sprünglichen Raum ein druck
                Der ursprünglich monofunktionale Raum wurde zu einem Rahmen, in dem verschiedene  dadurch verloren geht. Das Hauptgestaltungselement des Foyers ist jedoch der mächtige
                Atmosphären und Programme ne ben einander existieren können. Neue Nutzungen fanden  Kron leuchter, der durch seine Form und Materialität an eine Münze erinnert und damit die
                vor allem in den die zentrale Halle umgebenden Nischen ihren Platz und verflechten sich  Institution  Nationalbank versinnbildlicht.  Die  Konstruktion  der  „schwebenden  Münze“
                hier in einem clubähnlichen Ambiente ohne strenge funktionale Abgrenzungen. Lediglich  wird aus einem Aluminium-Träger gebildet, der außen mit einer goldenen und innen mit
                ein weicher Vorhang erlaubt den Nutzern, sich abzuschirmen. Er ist die einzige physikali-  einer silbernen Zinnschicht verkleidet ist. Gehalten wird die Konstruktion von in den Wän-
                sche Grenze innerhalb der zentralen Halle. Südlich des Foyers kamen die Bibliothek sowie  den verankerten Stahlseilen. Durch sein Präsenz erhält der Raum ein Zentrum. Zugleich
                eine kleine Selbstbedienungs bar unter. Beide sind vom übrigen Raum durch eine Glas -  schafft der Kronleuchter eine feierliche Atmosphäre. So stellt sich die Zusammenarbeit für
                wand abgetrennt. Ergänzt wird das Programm an dieser Stelle durch einen Leseraum  alle Beteiligten als äußert fruchtbar dar: Die Studierenden erhielten die einmalige Gele -
                sowie den Loungebereich, dessen Bestuhlung sich bis weit in die ehemalige Schalterhalle  genheit, einen Raum von nationaler Bedeutung zu kreieren, während die Institution eine
                hineinschiebt. Auf der gegenüberliegenden Nordseite entstanden wiederum drei Konfe -  Lösung erhielt, die weit über die zunächst formulierten Anforderungen hinaus geht und
                renz räu me. Das Schließen des Vorhangs trennt sie vom Hauptraum ab, was ein Mindest -  eine wirklich inspirierende Arbeitsumgebung für das 21. Jahrhundert darstellt.


                                                                                                                              AIT 12.2016  •  143
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