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GESUNDHEIT UND WELLNESS  •  HEALTH AND SPA

































           MAGGIE’S CENTRE

           IN GRONINGEN


           Entwurf • Design Marlies Rohmer Architecture & Urbanism, NL-Amsterdam



           Architektur vermag es nicht, Krankheiten zu heilen, aber sie kann
           „Balsam für die Seele“ sein und positiv auf Heilungsprozesse einwir-
           ken. Nach diesem Grundgedanken werden die sogenannten Maggie’s
           Centres, benannt nach Maggie Keswick Jencks, gestaltet. Sie bieten
           krebskranken Menschen eine Anlaufstelle, um in einer behaglichen
           Umgebung einen Weg zu finden, mit ihrer Krankheit umzugehen.



           von • by Susanne Lieber, CH-Zürich
           A   ls bei der schottischen Schriftstellerin, Künstlerin und Gartengestalterin Maggie Kes-
               wick Jencks (1941–1995) Brustkrebs diagnostiziert wurde und sie diese Nachricht in
           einem dunklen Krankenhausflur verarbeiten musste, fasste sie einen Entschluss: Sie will
           für Krebserkrankte einen Ort jenseits solcher nüchterner Tristesse schaffen – einen Ort, an
           dem die PatientInnen sowie ihre Angehörigen nicht nur kostenlos psychisch unterstützt
           und medizinisch beraten werden, sondern auch Geborgenheit und Zuversicht finden.
           Auf Initiative ihres Mannes, des Architekten Charles Jencks (1939-2019), entstand 1996
           das erste Maggie’s Centre in Edinburgh, direkt gegenüber jenem Krankenhaus, in dem
           Maggie damals behandelt wurde. Inzwischen gibt es rund 20 solcher Maggie’s Centres,
           entworfen unter anderem von Zaha Hadid, Rem Koolhaas, Frank Gehry, Snohetta, Nor-
           man Foster, Richard Rogers und Kisho Kurokawa. Der lichtdurchflutete, knapp 600 Qua-
           dratmeter große Holzbau befindet sich im Park des University Medical Center Groningen
           (UMCG) und bildet eine kleine Oase, umgeben von einer blühenden Gartenanlage aus
           der Feder von Landschaftsarchitekt Piet Oudolf. Der Bau selbst wurde entworfen von Mar-
           lies Rohmer Architecture & Urbanism und umfasst offen gestaltete Bereiche, an denen die
           Begegnung zwischen PatientInnen und Angehörigen gefördert werden soll. Dazu zählen
           unterschiedliche Sitzgelegenheiten und die Küche, die sich über eine große Glasfront zur
           Terrasse hin öffnet. Separate Räume bieten wiederum die Möglichkeit, sich für Einzel-
           und Gruppengespräche, aber auch für Yoga- oder Tai-Chi-Kurse zurückzuziehen. Auf Flure
           wurde im gesamten Gebäude verzichtet. Im Obergeschoss, das als offene Galerie ausfor-
           muliert ist, befindet sich der Personalbereich. Natürliche Materialien – lasiertes Holz und
           geschliffener Kieselsteinboden –, helle Farben, viel Tageslicht, Wohlfühlmobiliar und lie-
           bevolle Details – Türgriffe aus Holz, die sich für sensible Menschen angenehmer anfassen
           als Metall – schaffen in dem Gebäude eine spürbar lebensbejahende Atmosphäre. Und
           genau diese spiegelt die Grundidee von Maggie wider, die sagte: „Das Wichtigste ist, dass
           wir die Freude am Leben nicht durch die Angst vor dem Sterben verlieren.“

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