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GESUNDHEIT UND WELLNESS  •  HEALTH AND SPA

































           KLINIKUM WAHRENDORFF

           IN SEHNDE-KÖTHENWALD


           Entwurf • Design tsj-architekten, Lübeck; brandherm+krumrey interior, Hamburg



           Kein steriles Krankenhaus, sondern ein Zuhause auf Zeit, um der
           Seele Raum zur Heilung zu geben, war das Ziel von tsj-architekten
           und brandherm+krumrey interior für die Klinik für Seelische Gesund-
           heit in Krisen in Köthenwald. Reich an warmen Materialien und Far-
           ben wie auch Kunstinstallationen zeigt der Neubau eindrücklich, wie
           ein Haus mit über 240 Betten Behaglichkeit und Intimität bieten kann.



           von • by Henriette Sofia Steuer, Tübingen
           B   ereits seit 1862 kümmert sich die Klinik um Menschen mit psychischen Erkrankun-
               gen und trägt bis heute den Namen ihres Gründers Ferdinand Wahrendorff. 2023
           erfolgte der Umzug in einen Klinikneubau in Köthenwald östlich von Hannover, um die
           akutklinischen Stationen aus Ilten und Köthenwald des stetig gewachsenen dezentralen
           Krankenhausgefüges an einem Ort zusammenzubringen. Seither finden sich elf Behand-
           lungsstationen mit 245 Betten, eine Notfallstation sowie eine Tagesklinik auf über 27.000
           Quadratmetern in dem Ensemble. Für Übersichtlichkeit und Struktur sorgten die Architek-
           ten von tsj hier durch die Schaffung von fünf sogenannten Häusern, die über einen zen-
           tralen Atriumbau, den Loop, verbunden sind. So entsteht ein dörfliches Gefüge, das über-
           sichtlich bleibt und darüber hinaus geschützte Grünräume entstehen lässt, die mit Gärten,
           Terrassen und begrünten Erschließungssystemen unmittelbare Naherholungsspots bieten.
           Der Loop fungiert dabei als Ankerpunkt für das öffentlich-soziale Leben der Patienten und
           führt das Foyer, verschiedene Gemeinschafts- wie Therapieräume, vertikale Erschließun-
           gen und den Speiseraum zusammen. Letzterer erhält durch eine Kuppelkonstruktion des
           Lichtkünstlers James Turrell eine besondere Aufwertung. Das Klinikum will hiermit nicht
           zuletzt den Effekt der Installation auf Patienten, Mitarbeiter und Besucher wissenschaftlich
           begleiten, um die positive Wirkung von Kunst bei seelischen Erkrankungen darzustellen.
           Doch diese bauliche Maßnahme bleibt nicht die Einzige, die sich um das Wohlbefinden
           der Nutzer bemüht. Das Team von brandherm+krumrey entwickelte darüber hinaus eine
           entsprechende Materialpalette und ein Farbsystem, die für Behaglichkeit und Orientie-
           rung sorgen. Für die unterschiedlichen Stationen, die sich auf drei Gebäudetrakte mit drei
           Geschossen verteilen, wurde ein jeweils monochromes Farbkonzept aus Grün-, Blau- und
           Rotnuancen entwickelt. Ein wiederkehrendes Motiv sind auch Elemente wie Textilien oder
           Holzoberflächen. So werden die Betten in den Patientenzimmern mit hölzernen Einbauten
           gerahmt, die Stauraum liefern und zusammen mit verschiedenen Sitznischen in den Zim-
           mern wie auf den Gemeinschaftsflächen Rückzugsmöglichkeiten eröffnen.

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