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GESUNDHEIT UND WELLNESS • HEALTH AND SPA

































            ZAHNARZTPRAXIS

            IN AMSTERDAM



            Entwurf • Design i29, NL-Ouder Amstel


            Früher ging es bei Zahnbehandlungen ruppig zu. Um nicht zu sagen:
            brachial. So wurden beispielsweise Ludwig XIV. sämtliche Zähne auf
            einmal gezogen. Ohne Narkose. Dass ihm dabei der Unterkiefer ge-
            brochen wurde, war nicht einmal das Schlimmste. Heute sind die Me-
            thoden der Zahnärzte weitaus sanfter – und die Praxisräume behag-
            licher denn je. Das Team von i29 zeigt in Amsterdam, wie das geht.



            von • by Susanne Lieber, CH-Zürich
            D   er Besuch beim Zahnarzt ist auch heute noch kein Vergnügen. Das Summen des
                Bohrers bereitet Unbehagen und löst bei Patienten bisweilen Panik aus. Ein Ge-
            fühlszustand, der sich durch kein Interior Design der Welt einfach „weggestalten“ lässt.
            Aber: Eine gelungene Praxisgestaltung kann immerhin einen erheblichen Beitrag zum
            Wohlbefinden der Patienten leisten. Und genau das bezweckte das Amsterdamer Büro
            i29 mit seiner Planung für die neue Zahnarztkette „Dentista“. Hierfür entwickelte es
            nicht nur das innenarchitektonische Konzept, sondern gleich die gesamte Markeniden-
            tität. Mit der Praxis in der belebten Einkaufsstraße Ceintuurbaan im Zentrum Amster-
            dams wurde Ende des letzten Jahres der erste Standort von Dentista eröffnet. Die 260
            Quadratmeter große Praxis umfasst acht Behandlungszimmer und eine entsprechende
            Infrastruktur mit Empfang und Wartebereich, Teeküche, Backoffice, Röntgen- und Steri-
            lisationsraum. Von außen empfängt die Praxis, die sich im Erdgeschoss eines Backstein-
            gebäudes befindet, die Patienten mit einer vorgesetzten, vertikal strukturierten Holzfas-
            sade. Im Inneren spielt Holz eine untergeordnete Rolle, bildet nur dezente Rahmen der
            Verglasungen, die die Räume voneinander trennen. Stattdessen dominieren weiße
            Wand-, Boden- und Deckenflächen. Um dennoch keine sterile Atmosphäre aufkommen
            zu lassen, wurde in Teilbereichen dunkles Grün kombiniert. Eine Analogie zur Natur,
            die mit Pflanzen untermauert wird. Die Farbe soll beruhigend und entspannend auf die
            Patienten wirken. Ein bisschen Wellness-Feeling zwischen Dentalhygiene und Zahn-
            spangenanpassung, Kronenanfertigung und Bleaching. Die Erschließung der acht Be-
            handlungszimmer erfolgt über einen mittig angelegten Gang. Glaswände mit vertikaler
            Sichtschutzstrukturierung – sie schlagen formal einen Bogen zur Holzfassade – sorgen
            für abwechslungsreiche Ein- und Ausblicke, aber auch für eine gleichmäßige Belichtung.
            In drei der Behandlungszimmer können die Patienten in Liegeposition durch ein rundes
            Oberlicht in den Himmel schauen. Den schönsten Anblick bietet jedoch der kleine In-
            nenhof – eine Oase mit hellem Kies und wohldosiertem Grün.

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