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BÜRO UND VERWALTUNG • OFFICE BUILDINGS
BÜRO SPACE4
IN STUTTGART
Entwurf • Design SPACE4 GmbH, Stuttgart
Wenn ein auf Museen spezialisiertes Gestaltungs- und Architektur-
büro neue Büroräume für das eigene Team entwirft, darf durchaus
etwas Besonderes erwartet werden. Space4 hat im denkmalgeschütz-
ten Industrieareal Mörikehof sein Kreativpotenzial ausgespielt und
farbige, variable, große und kleine, kommunikative und kontempla-
tive Räume geschaffen, in denen sie jetzt besonders gerne arbeiten.
von • by Petra Stephan
W o einst eine Papierfabrik Briefumschläge produzierte, öffnet sich heute eine
großzügige, lichtdurchflutete Arbeitswelt, in der historische Substanz und zeit-
genössisches Design eine selbstverständliche Verbindung eingehen. Das Gebäude aus
dem 19. Jahrhundert, bestehend aus der ehemaligen Fabrik und dem angeschlossenen
Verwaltungsgebäude, wurde in zwei Zonen eingeteilt: die Arbeitsplätze in dem großzü-
gigen Fabrikgeschoss sowie Besprechungs- und Verwaltungsräume und ein Bistro in der
kleinteiligeren Struktur der ehemaligen Büroräume. Hohe Decken, weite Blickachsen und
ein klares Stützenraster bilden nach dem Entkernen des Fabrikgeschosses die Bühne für
die Arbeitswelt von Space4. Offene Stromtrassen werden in der Höhe entlang der Fenster
geführt und Leitungen gebündelt an ausgewählten „Leitern“ hinab an die Arbeitsplätze
geführt. Vorhänge in vergrautem Rosa und sanftem Blau gleiten wie Wellen durch den
Raum, ziehen Grenzen oder geben diese bei Bedarf wieder frei. So werden vielfältige
Arbeitsatmosphären geschaffen: vom konzentrierten Arbeiten über Arbeiten in Projekt-
teams bis zum kreativen Austausch in kleinen Runden mit offenem Workshop-Charakter.
Zentrales Element des Bistros ist der monolithische Küchenblock, der sich in sattem Blau
mit dem daran anschließenden Tisch in den Raum erstreckt, kontrastiert von der fröhlich,
rosafarbenen Küchenzeile. Einer Lichterkette gleich schweben über allem Lichtkugeln,
die signalisieren: Hier ist der entspannte Ort für gemeinsame Mittagessen, Kaffeepau-
sen oder spontanen Ideenaustausch. Im ursprünglichen Büro- und Wohnhausteil des
Gebäudes wurden die Räume in ihrer historischen Kleinteiligkeit belassen. Neben dem
Empfangsbereich gibt es eine „Schreibstube“ für konzentriertes Arbeiten, eine Bibliothek
in tiefem Petrol als Rückzugsort, einen kleinen „Rosa Besprecher“ mit Erker sowie einen
langen blauen Konferenzraum. Selbst in den Toiletten wird auf Farbakzente gesetzt: Nach
Passieren des tiefblauen Vorraums stahlen diese in leuchtendem Gelb. Spürbare Achtung
vor dem Bestand und eine feinsinnig kuratierte Farbigkeit machen den lässigen Charme
der Büroräume aus und versprechen neben Wohlbefinden Energie- und Kreativtransfer.
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