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BÜRO UND VERWALTUNG  •  OFFICE BUILDINGS

































           JINS HEADQUARTER

           IN TOKIO


           Entwurf • Design Fumiko Takahama Architects, JP-Tokio



           Im Mai 2023 wurde das Büro-Headquarter der Brillenmarke Jins in
           ein Hochhaus in Tokio verlegt. Dieses wurde interimsmäßig komplett
           angemietet, doch in naher Zukunft wird das Gebäude abgerissen.
           Beauftragt mit dem Umbau wurden Fumiko Takahama Architects. Die
           begrenzte Nutzungsdauer mündete in ein Konzept, das auf Reduktion
           statt Addition sowie vielfältiger Kommunikation basiert.



           von • by Annette Weckesser
           B  eide bringen jede Menge Erfahrung aus äußerst renommierten Architekturbüros mit!
              Sie – Fumiko Takahama – hat in Tokio und an der ETH Zürich Architektur studiert,
           in der Schweiz Praktika bei Christian Kerez und HHF Architects absolviert und von 2007
           bis 2012 bei Herzog & de Meuron gearbeitet, bevor sie sich mit eigenem Büro in Tokio
           selbstständig machte. Er, Tomohiko Komatsu, hat Ingenieurwesen in Tokio studiert, bei
           Aires Mateus in Spanien ein Praktikum absolviert und von 2015 bis 2021 bei Shigeru Ban
           gearbeitet, um dann als Partner bei Fumiko Takahama Architects einzusteigen. Mit dem
           Hauptsitz für das Brillen-Label Jins in Tokio zog das Büro einen großen Auftrag an Land,
           denn es galt, ein neungeschossiges Hochhaus mit nicht weniger als 4245 Quadratmetern
           umzubauen – nicht für die Ewigkeit, sondern als Interimslösung. Das Konzept basiert auf
           zwei Gedanken: „Create space by demolishing“ und „Museum x Office“. Ersteres bedeu-
           tet, durch Subtraktion, durch das Öffnen von Wänden und Böden, Raum zu schaffen und
           gleichzeitig das Additive, Neue, auf ein Minimum zu reduzieren. Alles im Sinne der Limi-
           tierung von Ressourcen. Das so entstandene Arbeitsambiente in Rohbau-Charme – viel
           nackter Beton – soll die MitarbeiterInnen animieren, ihren Arbeitsplatz proaktiv mitzuge-
           stalten. Im 5. bis 8. Obergeschoss, dem eigentlichen Bürobereich, wurde durch das Entfer-
           nen von Bodenplatten ein neues Atrium namens „Open Art Tube“ geschaffen. Eine neue,
           strahlend weiße Stahltreppe verbindet jetzt die Geschosse. Die mit prismatischen Folien
           laminierten Glasbrüstungen rund um den Luftraum erstrahlen in Regenbogenfarben. Am
           Fuße des Atriums wurde zur Verbesserung der Raumluft und als Kunstwerk ein biolo-
           gischer, pflanzenbasierter Luftfilter installiert. Außer diesem kommunikativen Zentrum
           gibt es den Bereich „Harappa“ (Foto rechts), was im Japanischen „Feld“ bedeutet. Diese
           außergewöhnliche Installation besteht aus 200 in den Boden versenkbaren Hockern aus
           Holz, welche wahlweise einen ebenen Event-Bereich oder eine Sitzlandschaft ergeben.
           Das Café im Erdgeschoss steht auch externen Gästen offen, und im Dachgeschoss erwar-
           tet die Belegschaft eine Finnische Sauna. Vielfältige Orte der Kommunikation!

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