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BÜRO UND VERWALTUNG  •  OFFICE BUILDINGS

































            MIA DESIGN STUDIO OFFICE

            IN HO-CHI-MINH-STADT



            Entwurf • Design MIA Design Studio, VN-Ho-Chi-Minh-Stadt


            Im wohlhabenden, angesagten 2. Bezirk der 9-Millionen-Metro-
            pole Ho-Chi-Minh-Stadt hat MIA Design Studio 2020 sein eigenes
            Architekturbüro realisiert. Das in der Nähe eines zentralen Parks
            gelegene, dreigeschossige Büro ist eine Oase der Ruhe, besitzt sei-
            nen eigenen eingefriedeten Garten und begrünte Fassaden. Das
            Thema der Reduktion zeigt sich innen in einem äußerst ausgeklü-
            gelten Büro-, Organisations-, Material- und Lichtkonzept.


            von • by Annette Weckesser
            M    IA Design Studio ist ein interdisziplinäres, vietnamesisches Büro für Architek-
                 tur, Innenarchitektur und Landschaftsplanung, das 2003 in Ho-Chi-Minh-
            Stadt, dem früheren Saigon, gegründet wurde. Das auf Wohn- und Hospitality-Pro-
            jekte spezialisierte Büro beschäftigt rund 50 feste Mitarbeiter und wurde mehrfach
            mit dem Vietnam Green Architecture Award ausgezeichnet. Die Verbindung von Ar-
            chitektur und Landschaft, von innen und außen, die Themen Tageslicht und Klima
            sowie die Reduktion auf das absolut Notwendige, all dies manifestiert sich meister-
            haft im eigenen, 2020 fertiggestellten Architekturbüro. Das dreigeschossige, 400
            Quadratmeter große Gebäude beruht auf einer Stahlbetonskelettkonstruktion und
            ist als „open office“ konzipiert. Die Arbeitsplätze legen sich um ein offenes, von oben
            belichtetes Treppenhaus herum. Dieses wird eingefasst von filigranen, raumhohen
            Regalen für Bücher, Modelle und Material. Interessant ist der Vertikalschnitt des Ge-
            bäudes: Die beiden oberen Geschosse werden ummantelt von geschlossenen, mas-
            siven Fassaden. In diese ist ab Tischhöhe ein lediglich 60 Zentimeter hohes, umlau-
            fendes Lichtband integriert. Zwischen Betonschürzen ist dieses nach außen versetzt
            – ein konstruktiver Sonnen- und Blendschutz, und, wenn man so will, ein horizonta-
            ler, umlaufender Erker. Wie eine Interpretation von Le Corbusiers Brises Soleil wirkt
            dieses Konstrukt. Es lässt genügend Licht ein, schützt aber vor der tropischen Sonne
            Vietnams. Die fest installierten Tische schieben sich über die vertikalen Wände nach
            außen und vergrößern somit die Arbeitsflächen. Optisch weiten die Lichtbänder die
            Büroräume, denn der Blick kann fokussiert ins Grüne schweifen. Als persönliche
            Pinnwand dient der obere, geschlossene Teil der Fassade. Das Erdgeschoss öffnet
            sich mit seinem Foyer, einem Besprechungsraum und einem großen Essbereich zum
            büroeigenen, eingefriedeten Garten, dem „Field of Ideas“. Diese puristische, ruhige
            Oase, gestaltet mit jungem Bambus und Flusskieseln, soll für sich wirken können:
            Werden die Glastische und -bänke nicht genutzt, sind diese – fast – unsichtbar.

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