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BÜRO UND VERWALTUNG • OFFICE BUILDINGS
SONY MUSIC-ZENTRALE
IN BERLIN-SCHÖNEBERG
Entwurf • Design studio karhard, Berlin
Wenn es um zeitgeistiges Interieur aus Berlin geht, kommt man um
studio karhard kaum herum. Seit der Gestaltung des legendären Berg-
hains gelten Thomas Karsten und Alexandra Erhard als diejenigen, die
es verstehen, ein authentisches Berlin-Gefühl in Raum zu übersetzen.
Auch wenn sie mittlerweile Arztpraxen, Wohnungen und Retailflä-
chen übernehmen, ihr Arbeitsschwerpunkt liegt noch immer auf Night-
life-Locations. Vor diesem Hintergrund ist es nur konsequent, dass sie
die neue Europazentrale von Sony Music verantworten durften.
Whenever interiors with zeitgeist are required in Berlin, one can
hardly get around studio karhard. Since designing the legendary
Berghain, Thomas Karsten and Alexandra Erhard are considered to
be the people who know how to translate an authentic Berlin feeling
into spaces. Even though, meanwhile, they take on surgeries, apart-
ments and retail areas, the focus of their work is still on nightlife lo-
cations. Against this background it is only consistent that they were
made responsible for the new European headquarters of Sony Music.
von • by Dr. Uwe Bresan, Stuttgart
F ür Alexandra Erhard und Thomas Karsten ist es mit fast 8.000 Quadratmetern, ver-
teilt über mehrere Stockwerke, das erste große Office-Projekt im Portfolio. Dem Auf-
traggeber, Sony Music, wiederum beschert die Kooperation echte Street Credibility. Die
großen Musikkonzerne genießen ja keinen guten Ruf. Sie gelten als Kommerzmaschinen,
die das Talent ihrer Künstler gern auf ein massentaugliches Mittelmaß stutzen und mu-
sikalische Experimente meiden wie der Teufel das Weihwasser. Wenn man sich nun also
die Berghain-Architekten ins Haus holt, kann das getrost als Imagegewinn verbucht wer-
den. Weniger mutig präsentiert sich das neue Headquarter allerdings nach außen. Der
Neubau der Architekten Gewers & Pudewill in der Berliner Bülowstraße bemüht sich
sichtlich um Aufmerksamkeit. An der Straßenecke schwingen die Obergeschosse leicht-
füßig in den Straßenraum hinaus. Trotzdem können die monotonen Glasfassaden und
die weiß strahlenden Geschossbänder ihre Herkunft aus der zeitgenössischen Investo-
ren-Architektur nicht leugnen. Aber immerhin: Die Lage stimmt! In den umliegenden Stra-
ßenzügen des Stadtteils Schöneberg wurde Musikgeschichte geschrieben. David Bowie
und Nick Cave wohnten hier. Rio Reiser liegt auf dem Friedhof gleich um die Ecke. s
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