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BÜRO UND VERWALTUNG • OFFICE BUILDINGS
INNENARCHITEKTURBÜRO
IN ANTWERPEN
Entwurf • Design PUUR, BE-Antwerpen
Wenn Innenarchitekten Räume für sich selbst entwickeln, sind
diese nicht selten etwas Besonderes. Sie zeugen von Zukunftsvisio-
nen und sind oft wegweisend für darauffolgende Projekte. Als das
Planungsbüro PUUR aus Antwerpen aus seinen bisherigen Büroräu-
men herauswuchs, prägte eine Fragestellung die Suche nach einer
neuen Lösung am meisten: Wie können wir nachhaltig handeln?
von • by Theresa Hütte
E ine klare Antwort auf die Frage der Nachhaltigkeit scheint es nicht zu geben. Ganz
im Gegenteil, verschiedene Zertifikate und Experten mit unterschiedlichen Maßstä-
ben geben oft gegensätzliche Antworten. Eines ist jedoch klar – Handlungsbedarf besteht!
Einer der beliebtesten Baustoffe der Branche ist nämlich ein echter Klimakiller: Beton.
Für seine Herstellung wird Zement benötigt, dessen Erzeugung jährlich acht Prozent der
gesamten CO -Emission ausmacht. Zwar ist es notwendig, den Herstellungsprozess emis-
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sionsarmer zu gestalten, aber auch Planende sind nach neuen Lösungen gefragt! PUUR
wählt den Weg der Kreislaufwirtschaft und etabliert in einem alten Lagerhaus ein neues
Raumkonzept für die eigenen Büroräume. Pate stand die Arsenale, ein Schauplatz der
Architekturbiennale in Venedig. Das Gefühl, durch ein Industriegebäude zu wandern und
sich von architektonischen Installationen und Kunst inspirieren zu lassen, sollte auf die
Büroräume übertragen werden. PUUR entwarf einen offenen Grundriss und platzierte
alle architektonischen Elemente zentral im Raum. Aus der Büromöblierung sind somit
Ausstellungsobjekte geworden, die durch individuell angefertigte Leuchten in Szene ge-
setzt werden. Ein Gefühl von Weitläufigkeit kommt auf in den loftartigen Büroräumen.
Alles, was die ruhige, konzentrierte Ausstrahlung des Raumes stören könnte, verbergen
geschickt zwei zusätzlich eingefügte Volumen. Sie gliedern den Grundriss und nehmen
Einzelbüros, Meeting- und Serviceräume auf. Alle Entscheidungen, die den Entwurf und
das eingesetzte Material betreffen, stützen sich auf die Idee der Kreislaufwirtschaft: Lär-
che ist eines der nachhaltigsten europäischen Hölzer, die Dimensionen der eingesetzten
Volumen wurde auf die Maße der Gipskartonplatten angepasst, raumtrennende Ele-
mente können zurückgebaut werden und der akustische Spritzputz an der Decke besteht
aus recycelten Zeitungsresten. Ein besonderes Highlight ist der Ort, an dem alle Mitar-
beitenden zusammenkommen: Der extragroße Esstisch vom Brüsseler Kollektiv Rotor DC
in der Küche. Das Kollektiv verwendete für den Tisch Stahlträger aus Abbrucharbeiten
und haucht somit dem alten Material wieder neues Leben ein. Eine runde Sache!
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