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BÜRO UND VERWALTUNG • OFFICE BUILDINGS
INNENARCHITEKTURBÜRO
IN STUTTGART
Entwurf • Design Studio Komo, Stuttgart
Ein Büro entwerfen, das als solches nicht zu erkennen ist, das
Bistro sein kann oder Shop? Wenn es das eigene ist – warum
nicht? Moritz Köhler und René Rauls waren in der komfortablen
Lage, aus einer Vielzahl von Ideen die für ihr Studio Komo richtige
auszuwählen. Und so ist ihnen auf 80 Quadratmetern ehemaliger
Hinterhof-Schlosserei ein ganz besonderes Bürokonzept gelungen.
von • by Petra Stephan
S prossenfenster, Backsteinwände und ein XXL-Tor prägen die erdgeschossigen
Räume im urbanen Stuttgarter Stadtteil Heslach. Wo Ende des 19. Jahrhunderts
einst ein Schmied den Hammer geschwungen hat, haben sich die beiden jungen In-
nenarchitekten nach Abbruch- und Entkernungsarbeiten, mit vielen guten Ideen und
eigens entworfenen Möbeln und Einbauten ein charmantes Raumwunder geschaf-
fen. Auf 80 Quadratmetern finden jetzt ein Arbeits- und Besprechungsbereich für
mindestens sechs Personen, ein Materiallab und eine offene Küche ihren Platz. Raf-
finierter Dreh- und Angelpunkt ist der große Arbeitstisch: Er zoniert nicht nur den
hinteren Bereich des Studios, sondern bietet auch unterschiedliche Arbeitshöhen an.
Dort, wo es zwei Stufen nach oben Richtung Materiallab geht, kann man am Tisch
sitzen, nach vorne zur Fassade hat man die ideale Stehhöhe. Flexibel wird mehrmals
am Tag der Platz getauscht. „Es ist schon fast zum Sport geworden, dem anderen den
Platz abzuluchsen“, meint René Rauls. Im Inneren des Tisches und unter dem mit
Teppichboden belegten Podest ist jede Menge Technik versteckt und dort sind auch
die Computer untergebracht, Belüftung inklusive. Klappen in der Mitte des Tisches
bieten zusätzlichen Stauraum und lassen alles Mögliche schnell verschwinden –
NewWork und Clean Desk funktionieren hervorragend. Das Materiallab im rückwär-
tigen Bereich wird perfekt für die Präsentation von Entwurfsideen von einem Ober-
licht erhellt und die wandmontierten Boards ermöglichen ein Collagieren mit Mate-
rialmustern. Schnell kann alles umgesteckt und neu zusammengestellt werden. Be-
sonders beliebt ist auch der runde Stehtisch, der frei im Raum steht oder den Ab-
schluss der Workbench für Kundengespräche bildet. Und noch eine gute Idee: Ein
blauer Spiegel an der Stirnseite des Studios verdoppelt den Innenraum auf stolze
160 Quadratmeter, und wenn die nicht reichen, wird das Tor aufgemacht und der
überdachte, ehemalige Handwerkerhof dient als Erweiterung – sommerliche Tempe-
raturen vorausgesetzt. Bei der Eröffnungsfeier im Juli hat dies bestens funktioniert!
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