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Lambo of God, 2020
von • by Tim Irani
www.timirani.com
All die schönen Dinge, die uns umgeben – Haus, Auto, Garten –
präsentiert der Maler Tim Irani mit spielerischer Leichtigkeit auf
großformatigen Bildern als stilisierte Symbole in Knallfarben.
In seinem Medium, der Tafelmalerei, illustriert der 1989 in Kali-
fornien geborene Künstler Architekturfragmente, Devotionalien,
Tiere und Blumen in der leicht lesbaren Ästhetik unserer aktuellen,
digital erweiterten Realität. So werden sie zu pseudo-digitalen
Zeichen, die unsere ständige Suche nach Dingen und Anwendung-
en zur Optimierung des Lebens verbildlichen und hinterfragen
sollen. Die in Acryl auf Holz projizierten Metaversen zeigen keinen
offenkundigen Unterschied mehr zwischen handgefertigten, orga-
nisch gewachsenen und maschinell erzeugten Körpern. Sie alle
scheinen nur noch virtuell existierendes Beiwerk in einem
Videospiel zu sein. Irani, der vor Kurzem an der University of San
Francisco das Grundstudium der Architektur absolvierte, plant
seine Werke mit einer Kombination aus analogen und digitalen
Skizzen, wobei er traditionelle Maltechniken auch hin und wieder
mit skulpturalen Holzelementen zu „strukturellen Gemälden“ ver-
schmelzen lässt. Er selbst beschreibt seine Arbeit wie folgt: „Ich bin
sowohl erschrocken als auch fasziniert von dem, was die Zukunft
bringt, und von den inneren und äußeren Auswirkungen der tech-
nologischen Biointegration auf uns. Meine Kunst dient als fort-
laufender Beobachtungskatalog, der die Ironie des technolo-
gischen Fortschritts dokumentiert." Das klingt durchaus ernst, und
doch machen diese Bilder, die in einem Studio im sonnigen Los
Angeles entstehen, ziemlich viel Spaß! Denn die in Lo-Fi-Effekt und
Neon-Ästhetik verpackte Kritik an Konsumverhalten und Schnell-
lebigkeit ist augenzwinkernd, humorvoll und sehr erfrischend ...