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FORUM NACHRICHTEN • NEWS
STR 48° 41’ 24’’ N, 9° 13’ 19’’ O (Stuttgart) Claudia Luxbacher
Kunsthistorikerin und
Journalistin, seit 2006
leitet sie die PR-Abtei-
lung bei Atelier Brück-
ner in Stuttgart
Gut vernetzt
Das Kunstmuseum Stuttgart zeigt bis 17. die Sonja Delaunay (1885-1979) in den Kunstmuseum Stuttgart presents the exhi-
Oktober die Ausstellung „zwischen sy- 1920er-Jahren entworfen hat. Daneben er- bition “between system&intuition: con-
stem&intuition: Konkrete Künstlerinnen“. möglicht ein Wippmöbel, sich in das Farb- crete women artists”. It impresses with a
Sie überzeugt mit einer präzisen Gestal- und Formenspiel ihres Gemäldes „Rythme precise design that invites playful explora-
tung, die zum spielerischen Erkunden der couleur“, 1968, gleichsam hineinzuschau- tion of the more than 120 artworks from
ausgestellten Werke und zu wechselnden keln. Zwölf Künstlerinnen werden vorge- the 1920s to the 1970s and changing per-
Wahrnehmungsperspektiven einlädt. Über stellt. Basierend auf einem strengen Grund ceptual perspectives. The focus is on sur-
120 freie und auch angewandte Arbeiten system geht die Möblierung individuell auf faces and shapes, line, space and colour.
aus den 1920er- bis 1970er-Jahren sind zu die einzelnen Arbeiten und Persönlichkei- Students of the Stuttgart State Academy of
sehen. Spartenübergreifend geht es um ten ein. Schwarze Drainagerohre, farbiger Art and Design created the furnishings that
Flächen und Formen, um Linie, Raum und Schaumstoff und farbige Spanngurte prä- allows physically tangible access to the ex-
Farbe. Studierende der Staatlichen Akade- gen die Gestaltung. Die Vitrinen erlangen hibits. Based on a strict basic system, the
mie der Bildenden Künste Stuttgart haben eigenständige Präsenz. Auf dunklen Sok- furniture responds to the individual works
die Möblierung der Ausstellung entwickelt. keln ruhen Plexiglashauben, versetzt posi- and personalities. Black drainage pipes,
Entstanden ist eine Gestaltung, die körper- tioniert und von abweichender Größe. Ein coloured plastic foam and coloured ten-
lich berührende Zugänge zu den ausgestell- Farbschnitt an der Bodenplatte der Haube sion straps characterise the design. The
ten Werken ermöglicht: Die Vitrine für ein und teils auch an ihrem Deckel betont die showcases have an independent presence.
Sitzkissen der Künstlerin Sophie Taeuber- Individualität und den skulpturalen Cha- Plexiglas cubes sit on dark plinths, offset in
Fotos: Claudia Luxbacher gestaltet, auf der Museumsgäste Platz neh- ren, meint Räume mitdenken“, so die Ku- the curator, Dr Eva Froitzheim, “designing
Arp (1889-1943), datiert 1920, ist als Bank
position and of varying size. According to
rakter im Raum. „Ausstellungen konzipie-
men können. Angelehnt an ein kreisrundes
exhibitions means thinking about spaces”.
ratorin der Ausstellung, Dr. Eva Froitz-
Floor-Objekt, betrachten die Gäste Kleider,
heim. Das ist sehenswert gelungen!
The result is well worth seeing!
BZO 46° 27’ 37’’ N, 11° 19’ 35’’ O (Bozen) Daniela Keck
Architekturstudium, Mitar-
beit in Architekturbüros und
als wissenschaftliche Mitar-
beiterin an verschiedenen
Bozen – St. Martin in Thurn (85 km)
Hochschulen, Freie Autorin
Gut eingebunden
Im weitläufigen SMACH. Art Park in St. Falle angeregt, auch über sein persönli- The extensive SMACH. Art Park in St. Mar-
Martin in Thurn im Gadertal sind ausge- ches Verhältnis zur „Welt“ nachzudenken. tin in Thurn in Val Badia is home to selec-
wählte raumgreifende Objekte, Installatio- Die Themen der letzten Jahre: „Contrast“, ted space-consuming installations and
nen und Skulpturen der alle zwei Jahre aus- „Borders“ und „Heimat“ führen unmittel- sculptures from the biennial SMACH.
geschriebenen Landart-Biennale SMACH. bar, fast selbstverständlich zum diesjähri- Land Art Biennial. All works of the inter-
zu finden. Alle Arbeiten des seit 2012 be- gen Thema des „Fragile“. Der Art-Park wird national art competition, first held in
stehenden internationalen Kunstwettbe- fortlaufend ergänzt, die Arbeiten dieses 2012, are conceptually deeply connected
werbs sind konzeptionell tief mit der spe- Jahres können noch bis Mitte September to the specific natural landscape of Ladi-
zifischen Naturlandschaft „Ladiniens“ ver- an teils sehr besonderen und abgelegenen nia and dedicated to existential questions
bunden und existenziellen Menschheitsfra- Orten erwandert und erfahren werden, of humanity. The overpowering natural
gen gewidmet. Gleichwohl es sehr persön- daran anschließend wird eine Auswahl im space of the Dolomites is instrumental:
liche und internationale Künstlerhand- Art-Park installiert werden. Wer sich also here, one can literally feel the tininess of
schriften zu entdecken gibt und die jewei- mithilfe solcher Kunst – die nächste human existence. The visitor is inspired
ligen Arbeiten einem ganz bestimmten Ort „Welle“ kommt bestimmt – zum nächsten to reflect on one’s personal relationship
entwachsen sind, werden universelle Fra- Gipfel tragen lassen möchte, dem sei diese to the “world”. The themes of the last few
gen gestellt. Dabei ist der übermächtige Biennale sehr ans Herz gelegt. Es ist, als years: Contrast, Borders and Home lead
Naturraum der Dolomiten hilfreich, diese spüre man hier im Gadertal gerade durch directly to this year’s theme of Fragile.
Berge sind nicht abbildbar, und man spürt seine Abgelegenheit mehr Weltläufigkeit The Art Park is continually being expan-
und Offenheit als in manch großem inter-
förmlich mit dem ganzen Körper die Win-
ded; this year’s works can be experienced
Fotos: Gustav Willeit zigkeit seiner menschlichen Existenz. Der nationalem Kunsthaus. Und welch ein until mid-September at sometimes very
special and remote locations, a selection
Besucher, besser Wanderer oder auch
Glück: Dieser Kunst-Natur-Raum bleibt
„Wandler“, wird berührt und im besten
immer und allen offen.
will then be installed in the Art Park.
020 • AIT 9.2021