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VERKAUF UND PRÄSENTATION  •  RETAIL AND PRESENTATION

































            BUCKMINSTER FULLER

            IN MADRID



            Entwurf • Design Smart & Green Design, ES-Madrid


            Die Welt mit den Regeln der Geometrie strukturell erfassen zu kön-
            nen, war eines der erklärten Ziele von Richard Buckminster Fuller.
            Eine elementare Grundform, die dem Architekten dazu diente, war
            das Dreieck. Von diesem ausgehend haben Smart & Green Design
            eine simple, zerlegbare Architektur für eine Wanderausstellung ent-
            wickelt, die dem Werk Fullers den entsprechenden Rahmen verleiht.



            von • by Kira Sophie Kawohl
            F  ür viele gilt Buckminster Fuller (1895–1983) als Leonardo da Vinci der Moderne. Der
               amerikanische Architekt, Forscher und Visionär trachtete ebenso wie sein renais-
            sancezeitlicher Vorgänger danach, eine strukturelle Ordnung für Architektur und Gesell-
            schaft zu erdenken. Zu den wesentlichen Inhalten Fullers gehörte die Erkenntnis, dass
            jede Fläche und jedes Volumen – kurz: die ganze Welt – mithilfe eines Netzes aus Drei-
            ecken ermessen werden kann. Daher liegt das Trigon vielen architektonischen Prinzipien
            des Konstrukteurs zugrunde, so auch den berühmten geodätischen Kuppeln – genialen
            selbsttragenden Konstruktionen, die extreme Stabilität und Fortbestand bei erstaunlich
            geringem Materialaufwand beweisen. In der Wanderausstellung „Radical Curiosity“
            können diese „Fuller Domes“ anhand von unterschiedlichen Modellen studiert werden.
            Die Schau betrachtet die systemischen Überlegungen des Universalgenies im Spiegel
            unserer von Systemkrisen geprägten Jetzt-Zeit und war erstmals zu Gast im Madrider
            Espacio Fundación Telefónica. Passend zum konstruktiven Pragmatismus Fullers, ist das
            Ausstellungsmobiliar schnell zerlegbar; das Gesamtlayout der elementaren Form des
            Dreiecks verpflichtet. Dafür haben die Architekten um Fernando Muñoz eine 900 Qua-
            dratmeter große Ausstellungsfläche in ein auseinandergefaltetes Icosaeder gegliedert,
            was sich im Deckenraster und in der Grundrissdisposition wiederfindet. Den Zugang
            bildet ein überdimensionaler, spitz zulaufender Tunnel, in dem eine umfassende Samm-
            lung persönlicher Niederschriften Fullers auf geneigten Bildschirmen gezeigt wird. Drei
            trigonal aufgestellte Präsentationswände rhythmisieren den Ausstellungsraum und lei-
            ten die Besucher mäandernd hindurch. Modelle, Skizzen und Konstruktionszeichnun-
            gen des Großmeisters werden auf dreieckig ausgeformten Präsentationsmöbeln oder ge-
            rahmten Plantafeln gezeigt – sie sind mühevoll übersetzt in die grafische Identität und
            die blitzblaue Leitfarbe der Ausstellung. Das macht ein solides und eingängiges Gesamt-
            konzept aus: ein roter – in diesem Fall blauer – Faden und ein immer wiederkehrendes,
            verbindendes Zeichen, das ganz selbstverständlich Ausstellungsinhalte zitiert.

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