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WOHNEN • LIVING
THE DAY AFTER HOUSE
IN MADRID
Entwurf • Design TAKK, ES-Barcelona
Der Ruf „Umbau statt Neubau“ ist in Zeiten des Klimawandels und
schwindender Ressourcen immer stärker vernehmbar. Wie viel Poten-
zial in dieser Bauaufgabe steckt, zeigt dieses Projekt für ein Paar mit
Kind in Madrid. Mit einem knappen Budget von 55.000 Euro und öko-
logischen Materialien verwandelten TAKK das erste Obergeschoss
eines Wohnhauses aus den 1980er-Jahren in ein sehr individuelles
Refugium auf 110 Quadratmetern: Entstanden ist ein zweigeteiltes
Winter- und Sommerhaus für extrem heiße und kalte Tage in Madrid.
The call for “renovation instead of new construction” is becoming
increasingly prominent in times of climate change and diminishing
resources. This project for a couple with a child in Madrid showca-
ses the potential of this approach. On a tight budget of 55,000 euros
and using eco-friendly materials, TAKK transformed the first floor of
a 1980s residential building into a highly individual retreat providing
110 square metres. The result is a divided winter and summer house
designed for extremely hot and cold days in Madrid.
von • by Annette Weckesser
B auherren, die das Architektur- und Designstudio TAKK aus Barcelona beauftragen,
wissen, dass sie sich auf ungewöhnliche Lösungen gefasst machen sollten. Mireia
Luzárraga und Alejandro Muiño machen seit 2010 vor allem mit experimentellen und
viel publizierten Pavillons für Kunst- und Kultureinrichtungen sowie namhafte Marken
auf sich aufmerksam. Beide lehren derzeit an Universitäten in Barcelona und der renom-
mierten New Yorker Columbia University. Klimawandel, Ressourcenknappheit, Ökologie
und Nachhaltigkeit, Kultur, Politik und Gesellschaft sind ihre Themen – bei öffentlichen
und privaten Projekten. Was für Chancen und Herausforderungen begrenzte monetäre
und (selbst auferlegte) materielle Ressourcen mit sich bringen können, demonstrieren
sie mit ihrem „The Day After House“. Mit unterschiedlichen „Mikroklimazonen“ reagiert
das Apartment außerdem auf Madrids extreme Klimaschwankungen – auf sehr heiße
Sommer und kalte Winter. Das Hinterfragen der thermischen Wohnbedürfnisse führte
bei diesem Umbauprojekt zu einer äußerst interessanten Grundrisslösung: Denn der 110
Quadratmeter große Bestand wurde in ein 60 Quadratmeter großes, gedämmtes „Winter-
haus“ und ein 50 Quadratmeter großes, nicht isoliertes „Sommerhaus“ geteilt. s
104 • AIT 7/8.2023