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WOHNEN  •  LIVING

































            UMBAU ZUM WOHNHAUS

            IN BASEL



            Entwurf • Design Buchner Bründler Architekten, CH-Basel


            Nahe dem Spalentor – einst als prächtiger Wehrturm der Ringmauer
            Basels errichtet – entstand unter Leitung des lokalen Baumeisters Ru-
            dolf Aichner 1879 ein Ökonomiegebäude für den gehobenen Wohn-
            bau eines Kaufmannes. Ende des 19. Jahrhunderts ereilte die Villa
            dasselbige Schicksal wie die Stadtmauer: Abriss zu Gunsten der Ver-
            städterung. Und wie das Stadttor, so blieb auch die Remise verschont.
            Vom Tuttisten zum Solisten. Unlängst erfolgte der innenräumliche
            Umbau. Ein geschickter Kunstgriff zum lichterfüllten Einfamilienhaus.

            Near the Spalentor – once built as a magnificent defence tower in
            Basel’s ring wall – an outbuilding was constructed in 1879 under the
            direction of local master builder Rudolf Aichner for the upscale li-
            ving quarters of a merchant. At the end of the 19th century, the villa
            met the same fate as the city wall: demolition in favour of urbani-
            zation. Just like the city gate, the coach house was also spared.
            From tuttist to soloist. Recently, the interior was converted. An in-
            genious artifice to create a light-filled single-family house.



            von • by Stephan Faulhaber
            B   ereits einige Umnutzungen erfuhr der eklektizistische Gründerzeitbau nach seinem
                Gebrauch als Wirtschaftsgebäude – so diente er beispielsweise dem Schweizer
            Künstler Adolf Glatt um 1950 als Atelier –, blieb in seiner äußeren Gestalt aber nahezu
            unverändert. Daran hielten die Architekten Daniel Buchner und Andreas Bründler fest.
            Die einzigen Eingriffe, die das Öffnungsverhalten der Außenhülle erweiterten: Drei groß-
            flächige Dachverglasungen sowie eine weite Öffnung im Nordwesten des Erdgeschosses,
            mit Schiebefenstern, die sich durch einen auskragenden Betonträger bis in den Garten-
            raum führen lassen. Durch den Durchbruch in der Gartenebene gelangt man direkt auf
            eine Art Patio, der durch eine Sichtbetonwand gerahmt wird. Den buchstäblichen Durch-
            bruch aber erzielten die Architekten im Inneren ... dazu später mehr! In die bestehende
            Gebäudehülle fügten sie eine komplexe Figur aus Ortbeton ein – moderne Architektur im
            würdevoll gealterten, historistischen Gewand. Blaugraue Schieferdeckung, Gesimse aus
            Berner Sandstein, beige-orangefarbener Mauerstein. Doch der erdige Charakter der Fas-
            sade täuscht! Kein Ziegel aus tonhaltigem Lehm fand Verwendung, sondern ein kalkge-
            bundener Stein – die beliebte Alternative während des Baubooms der Gründerjahre. s

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