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David Frei                     Larissa Haas                   Alexander Lukas


                seit 2013 Studium Architektur und Stadt planung, Uni -  seit 2013 Studium Architektur und Stadt planung, Uni -  seit 2013 Studium Architektur und Stadt planung, Uni -
                versität Stutt gart  2014 Praktikum Straub Archi tek ten,  versität Stutt gart 2016 Praktikum Dietrich | Unter tri faller,  versität Stutt gart 2016 Praktikum Cukrowicz Nachbaur,
                Sasbach 2016 Auslandssemester TU Graz  Bre genz seit 2017 Werkstudentin H III S, Stuttgart  Bregenz seit 2015 Werkstudent Cheret Bozic, Stutt  gart
























































                Der dreischiffige Gewölbetunnel des Überwerfungsbauwerkes wird beim „Breathing Monument“ zum eindrücklichen Ruhepol. • The three-nave vaulted tunnel of the flyover structure becomes an impressive haven of peace.




                von • by David Frei, Larissa Haas, Alexander Lukas
                W    o heute noch der Schienenverkehr sein Territorium  wahrt und hinter dem  und steilen Geländes nicht möglich ist, schlummert ein Kulturdenkmal das nur da-
                     Stutt garter Kopfbahnhof ein- und ausfährt, könnten in  Zukunft Fußgänger
                                                                              rauf wartet, als solches wahrgenommen zu werden. Vergraben und akut vom Abriss
                über nehmen. Wo dann einst das südliche Überwerfungsbauwerk weitestgehend un -  be droht, wartet das südliche Überwerfungsbauwerk darauf, freigelegt zu werden, auf-
                bemerkt in der bewegten Stuttgarter Topografie die zahlreichen Zulaufstrecken kreu-  zuatmen und der Stadt ein einzigartiges  Wahrzeichen  zu sein.  Von 1908 bis 1914
                zungsfrei durch den Engpass vor den Bahnsteigen geleitet hat, wird es nun frei aufat-  wurde  es  im  Zuge  des  Bahnhofsneubaus  nach  Plänen  des  Bauingenieurs  Karl
                men und mit seinen eindrucksvollen Baustrukturen ein  vielfältiges öffentliches  Schächterle errichtet. Es ist ein herausragendes landschaftliches und bauliches Zeug -
                Raumgefüge im Herzen der Stadt öffnen. Ein Gefüge, das sich im Spannungsverhältnis  nis der Industrie- und Eisenbahngeschichte und aufgrund seiner Funktion, die Topo -
                von kulturell aufgeladener Urbanität auf der einen und nahezu biotopischer Natur -  grafie des Ortes zu meistern, ein heißer Bewerber darauf, diese Aufgabe auch weiter-
                faszination auf der anderen Seite befindet, das aber zugleich einen Ort der Ruhe, der  hin zu übernehmen. Um das Kulturdenkmal als Wahrzeichen eines Kultur treff punktes
                Entschleunigung und der Remateriali sierung einer stetig wachsenden virtuellen Um -  zu aktivieren und den Bewohnern der Stadt eine Platt form der Be geg nung, des Aus -
                welt darstellt. Mit dem Freiwerden des Gleisfeldes durch Stuttgart 21 bieten sich für  tausches und des öffentlichen Lebens zu schenken, braucht der Ort Akteure. Zwei die-
                die Stadt Stuttgart unglaubliche Potenziale. Neben dem offensichtlichen Flächen ge -  ser Akteure haben  wir sowohl am nördlichen als auch  am  südlichen Ende des
                winn und den damit einhergehenden innerstädtischen Entwicklungs gebieten im Eu -  Bauwerks platziert: Ein Kulturbaustein mit vorgelagertem Platz am südlichen Ende,
                ropa- und Rosensteinviertel, versteckt sich eben genau zwischen diesen beiden Vier -  der die Struktur des Bestandes mitnutzen wird. Im Norden wird ein großzügiger Wald
                teln ein bisher nicht berücksichtigtes Potenzial. Dort wo die Gleise ihre engste Stelle  den aktuell für das Gebiet vorgesehenen Grün raumcharakter pointieren. Von hier aus
                passieren und eine klassische Stadtraumentwicklung aufgrund des äußerst schmalen  findet das Erleben der Natur statt, welches sich durch verschiedenste Grünräume und


                                                                                                                             AIT 7/8.2018  •  037
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