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WOHNEN • LIVING
WOHNHAUS 168 UPPER
STREET IN LONDON
Entwurf • Design Groupwork + Amin Taha Architects, GB-London
Bereits 2012 kaufte der britische Design- und Möbelhändler Aria das
nördliche Eckgrundstück eines Wohn- und Geschäftshauses im
Londoner Stadtteil Islington, dessen Bebauung im Zweiten Weltkrieg
komplett zerstört worden war. Amin Taha Architects + Groupwork
konnten – nach einem eingeladenen Wettbewerb – mit ihrem Gestal -
tungs vorschlag für den Wiederaufbau des Eckgebäudes überzeugen.
Der Neubau will als kritische Rekonstruktion verstanden werden und
bietet auf fünf Etagen Raum für unterschiedliche Wohnszenarien.
In 2012, British design and furniture retailer Aria bought the nort-
hern corner of a residential and commercial building in London's
Islington district, whose building development had been completely
destroyed during the Second World War. Following an invited com-
petition, Amin Taha Architects + Groupwork were able to impress
with their design proposal for the reconstruction of the corner buil-
ding. The new building is to be understood as a critical reconstruc-
tion and offers space for different living scenarios on five floors.
von • by Friederike Bienstein
T rotz Brexit gilt London nach wie vor als eine der beliebtesten Weltstädte. Das
Viertel Islington im Nordzentrum der britischen Hauptstadt hat sich in den letzten
Jahrzehnten zu einer beliebten Wohngegend für die wohlhabende Mittelschicht ent-
wickelt. Viele kleine, sehr gute, namhafte Restaurants (Ottolenghi!), Clubs und Theater
liegen in Nähe der U-Bahn-Station Angel und entlang der Upper Street und ziehen
Kulturfreaks und Foodies gleichermaßen an. Inmitten einer heterogenen Mi schung
unter schiedlicher Bauten des späten 19. Jahrhunderts zwischen Waterloo Terrace und
Barnsbury Street liegt ein Wohn- und Geschäftsblock an der Upper Street 159 bis 168.
Einen Palladio-Palazzo nachzeichnend, dem der Nordflügel fehlt, so präsentierte sich
der Bau nach dem Zweiten Weltkrieg. Aufgrund irreparabler Schäden an der nördli-
chen Gebäudeecke wurde diese im Laufe der Jahre abgetragen. Das Grund stück blieb
seither leer und unbebaut. Der im Dezember 2017 fertiggestellte Neubau ist das
Ergebnis aufwendiger Recherchen, der Sichtung und Analyse historischer Aufnahmen,
präziser Vermessungs- und digitaler Umsetzungsmethoden, vor allem aber eine subtile
Antwort auf die ewige Streitfrage: Rekonstruktion oder nicht? Oder beides? s
106 • AIT 7/8.2018