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BAR HOTEL RESTAURANT

































           SCHUTZHAUS SANTNERPASS

           IN DEN DOLOMITEN


           Entwurf • Design Senoner Tammerle Architekten, IT-Kastelruth



           Auf 2734 Metern Höhe steht das neue Schutzhaus Santnerpass. Berg-
           freunde, die den Aufstieg bis in diese Höhe nicht scheuen, werden
           mit spektakulärer Aussicht, warmherziger Gastfreundlichkeit, ambi-
           tionierter Küche und zünftigen Schlafplätzen innerhalb eines selbst-
           bewussten Architektur-Highlights belohnt. Senoner Tammerle Archi-
           tekten schrieben die Geschichte der 1956 errichteten Schutzhütte fort.



           von • by Friederike Bienstein, Berlin
           T   ransportgewicht, gute Dämmeigenschaften, die Möglichkeit der Vorfertigung und
               der ökologische Aspekt beantworten die Frage, welches Material sich für den Neu-
           bau eines Schutzhauses im Hochgebirge wohl am besten eignet. Unter Berücksichtigung
           der am Santnerpass herrschenden extremen Wind- und Schneeverhältnisse konzipierten
           Senoner Tammerle zwei sich stützende Dachflächen aus dreieckigen und mit massiven
           Holzplattenelementen ausgesteifte, hochgedämmte Fachwerkrahmen. Die ökonomische
           Dimensionierung des Baus mit einem Wetterschutz aus verzinktem Stahlblech und einer
           eingeschnittenen Terrasse in exponierter Lage an der steil nach Westen zum Tierser Tal
           abfallenden Laurinswand verleiht der viergeschossigen Schutzhütte eine archaisch-fu-
           turistische Geometrie. Über eine Rampe erreicht der Besucher die lichtdurchflutete und
           monochrom mit naturbelassenen Holzoberflächen gestaltete Gaststube im Erdgeschoss.
           Deren Panoramaverglasung mit davorliegender Sonnenterrasse gibt den ungebremsten
           Blick auf die Dolomiten frei. Rund 40 Personen finden nach vorheriger Anmeldung in den
           einheitlich in Fichte und mit Lärchenboden gestalteten Zwei- und Mehrbettzimmern der
           beiden Obergeschosse einen kompakten Schlafplatz. Die Architekten nutzten das zwei-
           te Obergeschoss unter der Dachspitze für unterschiedlich große, in der Mitte des Baus
           koppelbare Mehrbettzimmer: In vier Räumen mit jeweils offenen Schlaflagern schaffen
           halbhohe Wände Gemütlichkeit und für maximal 19 Personen das notwendige Maß an Pri-
           vatsphäre. Zwei Schleusen – jeweils mit Bad und Treppe – erlauben bis zu sechs Gästen ein
           unabhängiges Kommen und Gehen und vermeiden unnötiges Störpotenzial für Früh- oder
           Langschläfer der benachbarten Räume. Zwölf abschließbare Zweibettzimmer befinden sich
           im ersten Obergeschos mit einem gebäudetiefen, sonnig gelben Wasch- und Sanitärraum
           an der Giebelseite. Neben der Versorgungsseilbahn, Technik- und Nebenräumen ist das
           Untergeschoss den Betreibern und dem Personal vorbehalten. Lukas Tammerle fasst das
           Energiekonzept mit „passive Sonnenenergie plus Körperwärme“ zusammen. Ein Südtiroler
           Viergangmenü ist in der Verpflegung inbegriffen. Am 15. Juni startet die Saison – auf geht’s!

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