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BAR HOTEL RESTAURANT

































            RESTAURANT FUJI YAMA

            IN NÜRNBERG



            Entwurf • Design Bermüller + Niemeyer Architekturwerkstatt, Nürnberg


            Dramatisch lösen sich die Raumkanten auf – die Gäste des Nürnber-
            ger Sushi-Restaurants Fuji Yama wähnen sich in einer Höhle. Statt
            sich in einer kleinteiligen Möblierung zu verlieren, dachten die Archi-
            tekten von Bermüller + Niemeyer größer. Viel größer! Dieser Wage-
            mut hat sich gelohnt: Die Jury des Wettbewerbs „Die schönsten Bars
            und Restaurants 2021“ zeichnete das Fuji Yama mit einem 1. Platz aus.



            von • by Theresa Hütte
            H   olz- und Filzlamellen fügen sich zu einer warmen, fließenden Raumskulptur zu-
                sammen, wachsen als Sitzinseln aus dem Boden empor, bieten Sichtschutz oder
            hängen als Stalaktiten von der Decke. In jedem Winkel und jeder Ecke verändert sich
            die Form erneut und bietet dem Betrachter immer wieder neue Perspektiven. Aus über
            2.400 individuell CNC-gefrästen Lamellen setzt sich diese einzigartige Skulptur zusam-
            men. Eine unglaublich präzise digitale Planung und viel handwerkliches Geschick waren
            nötig, um das Gefüge aus dem Computer in den realen Raum zu transferieren. Das Pla-
            nungsbüro aus Nürnberg trägt nicht umsonst die Bezeichnung Werkstatt in seinem
            Namen – die Bermüller Niemeyer Architekturwerkstatt erstellte ein parametrisches 3D-
            Modell, das die Teilung in drei bis fünf Elemente pro Rippe vorsah, um bauseits von den
            Schreinern zusammengefügt zu werden. Hand in Hand mit den Schreinern und CNC-
            Fachleuten entstand in mehreren Bauabschnitten aus dem Puzzle eine begehbare Skulp-
            tur. Auch für die erfahrenen Mitarbeitenden der Gewerke eine Herausforderung! Wie
            sehr sich diese Herausforderung gelohnt hat, zeigt das fertige Restaurant. Wie in eine
            leere Hülle gegossen wirkt die Skulptur, in der die Gäste wandeln, Platz nehmen und ja-
            panische Speisen genießen. Die Komposition aus Fichtenleimholzplatten und Filz sorgt
            nun für eine angenehme Akustik an jedem der 130 Sitzplätze. Die Filzlamellen bestehen
            dank Upcycling-Prozesse aus PET-Flaschen und tragen ganz nebenbei durch feuchtere-
            gulierende Eigenschaften zum ausgeglichenen Klima des Restaurants bei. Intimere,
            schummerige Areale wurden an der Rückseite des Gastraums platziert, während der Bi-
            strobereich – offen und gesellig – den Ausblick auf die Stadt ermöglicht. Die Materialwahl
            ist eine Anlehnung an japanische Architektur: Natürliche Baustoffe und dezente Farbe
            werden eingesetzt, dabei aber neu interpretiert, ohne sich in einer klischeehaften Bild-
            sprache zu verlieren. Abgerundet wird das Gesamtkonzept durch das Lichtkonzept – Pen-
            del- und LED-Leuchten, die zwischen den Lamellen liegen, lassen für die Gäste in den
            Abendstunden ein atmosphärisches Schattenspiel entstehen.

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