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BAR HOTEL RESTAURANT

































            WIRTSHAUS DECANTEI

            IN BRIXEN



            Entwurf • Design Pedevilla Architekten, IT-Bruneck


            „Einfach nur ein Wirtshaus“ will die Decantei in der Brixner Altstadt
            sein.  Bodenständig,  authentisch,  regional  –  gastronomisch  und
            architektonisch. Dafür sorgten die Macher der Decantei und die Süd-
            tiroler Architekten Alexander und Armin Pedevilla. Mehrfach haben
            die beiden Brüder gezeigt, dass sie Tradition und Zeitgeist zu verbin-
            den wissen, zum Beispiel mit dem Trehs-Haus in AIT 1/2.2019.



            von • by Annette Weckesser
            M    ächtige Mauern, Stützen, Bögen und Gewölbe prägen das historische Gebäude
                 mit dem imposanten Innenhof. Die Decantei befindet sich in Brixens pittoresker
            Altstadt, in der Nähe zum Dom. Bis ins 13. Jahrhundert reichen die Anfänge des Bau-
            werks zurück. Unter anderem diente es dem Domdekan als Amtssitz. Vielfältige Nutzun-
            gen über mehrere Epochen erklären die heterogenen Räume – mal höher, mal niedriger,
            mal größer, mal kleiner, unterschiedliche Decken … Genau diese Vielfalt macht den
            Charme des Gebäudes aus. Pedevilla Architekten nahmen sich vor, diesen Charakter
            herauszuarbeiten und dennoch ein „Gefühl der Einheit“ zu schaffen. Umlaufende
            Wandverkleidungen aus hellem Lärchenholz fassen Räume und Zeitschichten jetzt zu-
            sammen. Auch die Böden und selbst entworfenen Möbel bestehen aus dem heimischen
            Nadelholz. Die halbhohen Wandvertäfelungen setzen eine regionale Tradition fort und
            wirken dennoch zeitgemäß heimelig. Auf Sitzbänken entlang der Wände finden die
            Gäste – gemütlich dicht an dicht sitzend – Platz. Neben dem Holz trägt dunkler, händisch
            geglätteter Kalkputz aus Marmormehlen und Siliziumsanden zur hochwertigen Atmo-
            sphäre bei. Beleuchtet wird die Struktur der Wand- und Deckenflächen indirekt. Als geo-
            metrisches Leitmotiv taucht der Kreis immer wieder auf – in Form strukturierter, getönter
            Glasscheiben, in der Holztheke oder Eingangstür. „Wir vertrauen auf Neu-Entdecktes,
            Altbewährtes, immer Frisches und Regionales“, heißt es zur Küchenphilosophie. Archi-
            tektonisch spiegelt sich dieses „Verwurzeltsein“ in lokalen Materialien und dem Know-
            how lokaler Betriebe wider. Handgeschmiedete Türoberflächen und eigens angefertigte
            Türgriffe schaffen einen Bezug zum Domviertel. Besonders schön sind die trompetenför-
            migen, auf die klerikale Vergangenheit des Hauses verweisenden Messingleuchten.
            Diese wurden in einem eigenen Verfahren gepresst und von Hand  nachbearbeitet. Dar-
            über hinaus schafft diese Form direktes, aber blendfreies Licht über den Tischen. Anfang
            des Jahres wurde die Decantei unter die Finalisten des AIT-Award in der Kategorie
            Gastronomie gewählt. Die genaue Platzierung wird im Herbst verkündet ...

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