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BAR HOTEL RESTAURANT
VILLA KELLERMANN
IN POTSDAM
Entwurf • Design Ester Bruzkus Architekten, Berlin
Jedes Erfolgsrezept basiert bekanntlich auf der Qualität und dem Zu-
sammenspiel seiner Zutaten. Im Fall der Potsdamer Villa Kellermann
könnten die „Basics“ besser nicht sein: Das Restaurant gehört Gün-
ther Jauch, Spitzenkoch Tim Raue gibt in der Küche den Ton an, und
Ester Bruzkus entwarf das salonartige Interieur für die mehr als 100
Jahre alte Villa direkt an Potsdams Heiligem See.
von • by Annette Weckesser
M it großen Augen überblickt der „Alte Fritz“ den nach ihm benannten Salon. Andy
Warhols farbenfroher Siebdruck dominiert den Raum. Sicher hätte der kunstsin-
nige Preußenkönig Gefallen gefunden an dem, was er sieht: Das im Herbst 2019 eröff-
nete Restaurant Villa Kellermann ist ein gastronomisch-architektonisches Gesamtkunst-
werk. Günther Jauch ließ die 1914 am Heiligen See erbaute, DDR-geschichtsträchtige
Villa aufwendig denkmalgerecht sanieren. In Sterne-Koch Tim Raue fand der TV-Mode-
rator seinen Spitzenkoch. Beide fanden in Ester Bruzkus ihre Architektin. Einzigartig ist
ihr auf den Altbau abgestimmte Salon-Konzept! Jeder der historischen Räume besitzt
seinen ureigenen Farbcharakter. Interessante Blickbeziehungen verbinden die Raum-En-
filade. Sehr privat wirkt dieses Restaurantambiente, wie das Zuhause der vermögenden
Großtante am See. So die Idee des Dreiergespanns! Das selbst entworfene Mobiliar hat
die Architektin respektvoll von den Wänden ferngehalten. Gepolsterte Bänke und Stühle
sowie Tische und Teppiche schaffen Sitzinseln im Raum. Die Salons leben von einem
gekonnten, opulenten Mix aus alten Texturen und neuen Oberflächen – grafisch inter-
essant und haptisch schmeichelnd. Filigrane Möbel aus Messing und schwarzem Stahl
sind allenthalben zu finden. Samt vermittelt Geborgenheit. Rohe, beige-farbene Wände
und eine imposante freigelegte Stuckdecke versprühen im Salon Alter Fritz historischen
Charme. Für ganz eigene Lichtstimmungen in den Räumen sorgen die für die Villa Kel-
lermann explizit entwickelten Wand-, Hänge- und Stehleuchten. Der Elefantensalon ver-
dankt seinen Namen der Vintage-Tapete mit winzig kleinen, weißen Rüsseltieren auf
blauem Grund. Türelemente, Mobiliar, Decke, Zierleisten und Teppich sind in tiefwar-
mes Preußisch Blau getaucht. Die Hasen, Pfauen und Füchse des Möbelbezugs stoffs wir-
ken, als seien sie geradewegs den nahen Wäldern entsprungen. Der zweigeteilte Grüne
Salon holt förmlich die Natur nach innen. Und dann gibt es immer wieder diese Blicke
nach draußen ... Tim Raue wäre einst selbst gerne Architekt geworden. Dass Interieur
und Gaumenfreuden so optimal korrespondieren, kann kein Zufall sein.
070 • AIT 6.2020