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BAR HOTEL RESTAURANT


































               DOCK INN HOSTEL

               IN WARNEMÜNDE


               Entwurf • Design Kinzo Architekten, Berlin; Holzer Kobler Architekturen, Zürich



               Upcycling ist schon lange kein Begriff nur für die Verwertung von
               herkömmlichen Abfallprodukten. Es geht vielmehr darum, aus be-
               reits bestehenden, nun ungenutzten Objekten und Materialien
               Neues zu entwickeln. In Warnemünde wurde das Prinzip zur Basis
               eines eindrucksvollen Hostels, bei dem Überseecontainern nach
               einem erfüllten Leben auf See nun ein neues auf Land zuteil wird.



               von • by Sabine Marinescu
               D   en Hafen und die Werft von Warnemünde im Blick, können seit 2017 Gäste des
                   Dock Inn in ehemaligen Überseecontainern nächtigen und so den Charme und das
               maritime Gefühl der Stadt hautnah erleben. Von den Gestaltern des Berliner Büros
               Kinzo liebevoll in Szene gesetzt, präsentieren sich die 64 unterschiedlichen Zimmer und
               Suiten sowie die öffentlichen Räumlichkeiten der Kulisse entsprechend. Ein wenig rau,
               mit einer Portion Industrie-Charme, dabei lässig und wohnlich sind die zwölf auf zwei-
               einhalb Meter großen Körper ausgestattet. Der von Holzer Kobler Architekturen geplante
               Gebäudekomplex ist in zwei Teile gegliedert: Im zweigeschossigen Sockelbau aus Stahl,
               Beton und Glas befinden sich die hohe, einladende Eingangshalle, ein Restaurant, eine
               Bar, eine Küche für Selbstversorger, Arbeitsplätze auf einer integrierten Galerie sowie
               eine Kletterhalle. Eine vollständige Glasfront zur Straße bringt nicht nur Tageslicht ins
               Innere, sondern legt auch den Blick auf die öffentlich zugänglichen Räume frei. Wie ein
               Floß erscheint hier im Restaurant- und Barbereich der scheinbar zufällig positionierte
               Stapel aus Europaletten als zentraler Treffpunkt. Darauf sitzt das viergeschossige Herz-
               stück aus upgecycelten, schallgedämmten Überseecontainern. Die versetzt angeordne-
               ten Module erstrahlen in vier leuchtenden Farben, die sich auch im Inneren wiederfin-
               den. Um die ungewöhnlich proportionierten Container in bewohnbare Kojen zu ver-
               wandeln, wurden diese mit passgenauen Einbauten – inklusive Bad – ausgestattet.
               Großzügige Polstermöbel in natürlichen Materialien und gedeckten Farben runden die
               Einrichtung ab. Das Container-Hostel bietet 64 Zimmer mit insgesamt 188 Betten in vier
               verschiedenen Container-Typen: Aus 30 Quadratmeter großen High-Cube-Seecontainern
               entstanden geräumige Doppelzimmer und praktikable Vierbettzimmer. Wo zwei Contai-
               ner zusammengeschweißt wurden, ergeben sich großzügig geschnittene Hafen-Suiten
               oder günstige Acht-Bett-Dorms. Im Obergeschoss können die Gäste mit einem weiteren
               Ausblick auf die Hafenanlagen den Tag im hauseigenen Spa beenden – und von fernen
               Ländern und Abenteuern träumen, die ihre Schlaf-Container schon hinter sich haben.


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