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BAR HOTEL RESTAURANT


































               HOTEL KITZ

               IN METZINGEN


               Entwurf • Design Krampulz Meyer Architekten, Stuttgart



               Hotels sind nicht mehr bloße Übernachtungsmöglichkeiten, sie wer-
               den zu urbanen Refugien mit Aufenthaltsqualität – Anlaufstellen so -
               wohl für Reisende als auch für Bewohner der Stadt. Wie etwa das
               Hotel Kitz in Metzingen. Gestaltet von krampulz meyer architekten
               versteht sich das Haus dabei als große Wohngemeinschaft, in der die
               Gemeinschaftsräume als offenes Wohnzimmer inszeniert werden.



               von • by Janina Poesch
               Ü  ber vier Millionen Kunden aus über 185 Nationen kaufen jährlich in der Outletcity
                  Metzingen ein. Jene kommen sowohl aus dem Umland als auch aus China, Süd ko -
               rea oder aus der Schweiz, um nicht nur perfekt geschnittene Herrenanzüge, ausgefallene
               Designer-Handtaschen oder vergünstigte Luxus produkte, sondern auch ein Bett für die
               Nacht zu finden. Dass die Mittelstadt am Fuße der Schwäbischen Alb diesbezüglich oft an
               ihre Grenzen stößt, ist längst kein Geheimnis mehr, und komfortable Über nachtungs -
                 möglichkeiten sind rar. Seit Dezember 2017 kann das Hotel Kitz mit seinen 23 Zim mern
               hier eine kleine Abhilfe schaffen. Mitten in der Altstadt gelegen, fügt sich der Neubau in
               das Spannungsfeld von Tradition und Moderne. Dabei ist es den Stuttgarter Architekten
               Benjamin Krampulz und Michael Meyer gelungen, sensibel mit der bestehenden Um -
               gebungsbebauung umzugehen, sie neu zu interpretieren und somit an die Ge staltung der
               modernen Outlets anzuknüpfen: Das ausformulierte Sockelgeschoss des drei stöckigen
               Gebäudes spiegelt dies ebenso wie die modern interpretierten Holz fenster elemente mit
               Klappläden sowie das reduzierte, geometrisch klare Satteldach ohne Dach überstand.
               Auch im Inneren spielen die Gestalter mit zu vereinbaren Gegensätzen, und so werden
               dank der Innenarchitektin Monika Hesprich „charmante Naturbelassenheit mit Urbanität
               so wie schlichte Eleganz mit Liebe  zum Detail“ kombiniert. Besonders  zum Ausdruck
               kommt dies in den zurückhaltend gestalteten Individualräumen des Hotels: Während die
               Decken der Gästezimmer aus transparent lasierten Betonfertigteilen und die Böden aus
               geschliffenem Zementestrich bestehen, sind sämtliche Wandverkleidung    en so wie nahezu
               alle  Einbauten aus  schlichtem  Birke-Sperrholz  gefertigt.  Ergänzt werden  diese  Räume
               durch den offenen Empfangsbereich im Erdgeschoss, der auch als Lobby, Frühstücks -
               bereich sowie als Bar dient. In diesem Herzstück des Gebäudes sollen der skandinavisch
               beeinflusste Retro-Stil der 1960er-Jahre sowie der konsequente Einsatz der Farbe Grün
               nicht nur die Nähe zur Natur symbolisieren, sondern auch auf den „Groß stadtdschungel“
               verweisen, der sich schließlich nur ein paar Schritte weit entfernt befindet ...


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