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ÖFFENTLICHE BAUTEN • PUBLIC BUILDINGS

































            NATIONALBIBLIOTHEK

            IN LUXEMBURG



            Entwurf • Design Bolles+Wilson, Münster


            Wenn es um die Planung von Bibliotheken geht, dann können Bolles
            + Wilson auf langjährige Erfahrung zurückgreifen: Die Stadtbücherei
            in Münster entstand Anfang der 1990er-Jahre und war ausschlagge-
            bend für den Sitz ihres gemeinsamen Architekturbüros. Nach 16 Jah-
            ren Planungs- und Bauzeit wurde nun ihr jüngstes Werk fertiggestellt:
            die Bibliothèque nationale du Luxembourg. Wie eine große Lese- und
            Lernlandschaft formt sie ein offenes Forum für die Bürger und gleich-
            zeitig eine identifikationsstiftende architektonische Landmarke.

            When it comes to planning libraries, Bolles+Wilson can draw on
            many years of experience: The city library in Münster was built in the
            early 1990s and was the deciding factor for the two architects when
            choosing the location of their joint office. After 16 years of planning
            and construction, their latest project has now been completed: the
            Bibliothèque nationale du Luxembourg. Like a large reading and lear-
            ning landscape, it forms an open forum for citizens and at the same
            time an identity-generating architectural landmark.



            von • by Janina Poesch, Stuttgart
            D   er erste Bibliothekskatalog aus dem Jahr 1846 umfasste 9.978 Bände. Heute gewährt
                die Bibliothèque nationale du Luxembourg (BnL) Einblick in 1,8 Millionen Drucker-
            erzeugnisse, mehr als 20.000 audio-visuelle Dokumente, 77.800 elektronische Zeitschrif-
            tentitel, 641.000 E-Books und 390 Datenbanken. Zu den wertvollsten Beständen zählen
            dabei etwa 840 Manuskripte und 150 Inkunabeln. Damit hat sich die BnL nicht nur zur
            wichtigsten Bibliothek für Kulturerbe, Wissenschaft und Forschung des Landes ent-
            wickelt, sondern auch zur größten. Jahrelang waren ihre Bestände, Depots und Services
            allerdings an sieben Standorten verteilt untergebracht – wobei das ehemalige Jesuiten-
            kolleg, in dem sie seit 1973 hauptsächlich beheimatet war, nur wenig Ausbaupotenzial
            bot. Ein neues Gebäude sollte hier Abhilfe schaffen: In direkter Nachbarschaft zu Chri-
            stian de Portzamparcs Philharmonie und Ioeh Ming Peis Musée d’Art Moderne Grand-
            Duc Jean sollte die Bibliothek in einem revitalisierten Bestandsbau ein neues Zuhause
            finden. Den internationalen Wettbewerb entschied das Münsteraner Architekturbüro Bol-
            les+Wilson 2003 für sich. Erst ab 2014 jedoch konnte das komplett überarbeitete Projekt
            als Neubau weiter nordöstlich auf dem Kirchberg-Plateau realisiert werden.  s

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