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ÖFFENTLICHE BAUTEN  •  PUBLIC BUILDINGS


































               KINDERHAUS ST. ELISABETH

               IN STUTTGART


               Entwurf • Design schleicher.ragaller freie architekten bda, Stuttgart



               Tief im Inneren eines historischen Stadtblocks im Stuttgarter Wes -
               ten entstand nach den Plänen von Domenik Schleicher und Mi -
               chael Ragaller das Kinderhaus St. Elisabeth. Ihr Neubau erschließt
               drei heterogene Bestandsbauten und verbindet sie zu einem ge -
               fühlvollen und funk tionalen Ensemble. Assoziativ gestaltet Innen-
               und Außen  räume bilden ein anregendes, kindgerechtes Ambiente.



               von • by Dr. Uwe Bresan
               D   as neue Kindergarten-Ensemble der St.-Elisabeth-Gemeinde liegt tief im Inneren
                   eines Stadtblocks im Stuttgarter Westen und umfasst drei T-förmig zueinander
               angeordnete Bestandsbauten aus dem vergangenen Jahrhundert, die durch einen Neu -
               bau räumlich und funktional zu sammengefasst wurden. Auf zwei Ebenen beherbergen
               die  Bestandsbauten  die  verschiedenen  Gruppenräume  samt  der  für  die  jeweiligen
               Alters klassen notwendigen Funktionsbereiche, während der verbindende Neu bau als
               zentrales Foyer dient. Mit seinen differenziert gestalteten Übergängen  zu den Be -
               standsbauten, dem angeschlossenen Mehrzwecksaal im Erdgeschoss, der breiten Frei -
               treppe sowie den großzügig bemessenen, brückenartigen Galerieräumen im Ober -
               geschoss kann der Foyer-Raum nicht nur eine Vielzahl von Nutzungen aufnehmen,
               sondern überzeugt auch räumlich-architektonisch durch vielfältige Blick be ziehungen
               und ein reiches Farben-, Formen- und Materialspiel. Ohne Zweifel ist den Architekten
               damit ein Raum gelungen, wie man ihn sich für eine Kinderbe treu ungs ein richtung
               kaum spannungsreicher vorstellen kann. Domenik Schleicher und Michael Ragaller
               selbst sprechen vom Abbild einer kleinen Stadt, wenn sie ihren Entwurf beschreiben.
               Die identitätsstiftende Qualität des Innenraums kündigt sich auch schon in der Fas sade
               des Neubaus an: Eine lange Reihe von Bullaugenfenstern im Ober geschoss der Gebäu -
               delängsseite weckt etwa Erin ne rungen an einen Schiffsrumpf, während die abgerun-
               dete Schmalseite des Erwei terungs baus an das Maul eines Pottwals denken lässt.
               Holzverkleidet und durch seinen gläsernen Unterbau  wie schwebend erscheinend,
               könnte das Obergeschoss – vor allem in Verbindung mit dem umstehenden Baum -
               bestand – aber auch als großes, zum Spielen und Entdecken einladendes Baum haus
               wahrgenommen  werden. So geizt der Neubau nicht mit positiven, kindgerechten
               Assoziationen. Entstanden ist ein feines, kleines Ensemble, das sowohl im Außen- wie
               im Innenraum überzeugt und das geforderte Programm meister haft mit der komplexen
               Ausgangssituation von Hinterhof und verschiedenen Be standsbauten versöhnt.


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