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BÜRO UND VERWALTUNG • OFFICE BUILDINGS

































            LIST HEADQUARTERS

            IN NORDHORN UND BIELEFELD



            Entwurf • Design brandherm + krumrey interior architecture, Hamburg/Köln


            Ob Flugzeugbau oder Immobilienentwicklung – interdisziplinär ge-
            werkelt werden muss immer. Die beiden neuen, baugleichen Büro-
            häuser an zwei Standorten des norddeutschen Bauunternehmens
            LIST sollten daher in Anlehnung an einen Flugzeughangar konzipiert
            sein. Das passende Interieur dazu mit systematisch offenem Grund-
            riss und Werkhallencharakter stammt von brandherm + krumrey.



            von • by Kira Sophie Kawohl
            Z   um Abheben: Ein Flugzeughangar stand Pate für das architektonische Konzept der
                neuen Bürobauten, die das international agierende Bauunternehmen an zwei
            Standorten in Nordhorn und Bielefeld errichten ließ. RKW Architektur + aus Düsseldorf
            zeichneten verantwortlich für Planung und Umsetzung der Konzeptidee des Auftragge-
            bers – einer offenen, werkhallenartigen Architektur, deren räumliche Beschaffenheit die
            interdisziplinäre Zusammenarbeit von jeweils 100 bis 150 Beschäftigten fördern sollte.
            Das Ergebnis: zwei baugleiche, kubische Bürogebäude mit enormen Deckenhöhen von
            über sechs Metern auf beiden Ebenen, die jeweils durch einen zentralen Luftraum mit
            umlaufender Galerie und Freitreppe miteinander verbunden sind. Für das Grundsetting
            mit Sichtbetonflächen und freigelegter Installation entwarfen brandherm + krumrey ein
            weitgehend flexibles Raumkonzept, das auf deckenhohe Innenwände verzichtet und die
            Idee der Produktionsstätte mit wenigen Akzenten unterstreicht. Eingestellte Raumboxen
            und gruppierte Arbeitsinseln definieren das lineare Grundrissraster. Ein zentraler Raum-
            kern im Erdgeschoss nimmt gemeinschaftlich genutzte Funktionseinheiten und eine Be-
            triebskantine auf, deren Gastgartencharakter durch einen großen Baum markiert wird.
            Ringsum können die Arbeitsbereiche durch ein multifunktionales Stahlraster individuell
            konfiguriert und hybride Besprechungs- oder Projektbereiche definiert werden, die zu
            spontanen Interaktionen anregen. Wahlweise dienen offene Fächer als Stauraumele-
            mente und Paneele mit unterschiedlichen Oberflächen als Whiteboards oder akustische
            Puffer. In Form von lässigen Details, wie bunten Transportbändern, Industrievorhängen
            aus PVC oder Installationsrohren in Warnfarben, wird auf das Entwurfsthema hingewie-
            sen. Und damit die Arbeitsatmosphäre bei aller Zweckmäßigkeit nicht zu rau wird, mar-
            kieren transluzente Vorhangstoffe in zeitgemäßen Farben hier und da auch loungige Auf-
            enthaltsbereiche. Insgesamt bildet das agile Innenraumkonzept mit einem Systemmö-
            bel, das beweglich ist wie ein Werkzeugkoffer, eine stimmige Ergänzung zur vorgegebe-
            nen, industriell inspirierten Architektur der beiden Zwillingsbauten.

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