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BÜRO UND VERWALTUNG • OFFICE BUILDINGS
AGENTUR WERBEWELT
IN STUTTGART
Entwurf • Design Seebald. Studio für Architektur und Gestaltung, Stuttgart
„Nichts hält längerals ein gutes Provisorium“, diese lapidare Erkenntnis
findet in den neu gestalteten Räumen der Agentur Werbewelt ihre Ent-
sprechung. Was als Interimslösung begann, ist mit dem Team um Chri-
stoph Seebaldzu einem inspirierenden, flexiblen Ort derBegegnung ge-
worden, der – gemäß dem Agentur-Leitspruch „Make Dreams come
true“ – einen kommunikativen Nährboden für neue Träume bietet.
von • by Petra Stephan
W olfgang Benz hatte gerade erst die Räume seiner Agentur Werbewelt renovieren
lassen, als ein Leitungsschaden die drei obersten Geschosse des Geschäftshauses
im Stuttgarter Norden unbenutzbar machten. Drei leer stehende Ladengeschäfte in
einem Neubau im Süden Stuttgarts boten vorübergehend Asyl, und so bezogen die Wer-
bewelt-Kreativen einen Rohbau hinter großflächigen Schaufensterscheiben. Dass diese
rudimentäre Arbeitsumgebung letztendlich keinen Verlust an Komfort, sondern ein Mehr
an Freiheit, Kommunikation und Inspiration bedeutete, führte anlässlich des 25-jährigen
Bestehens der Agentur dazu, den Interimszustand nicht nur zu manifestieren, sondern
zusammen mit dem Team von Seebald.Studio gar zu kultivieren. Einen flexiblen Raum,
der auf rund 500 Quadratmetern einen schnellen Wandel vom urbanen Workspace zum
inspirierenden Eventspace zulässt, galt es zu gestalten. Nun wirkt die multifunktionale
Fläche mit Aufputzleitungen und Sichtbetonoberflächen immer noch rau und improvi-
siert, doch feine strukturierte, weiße Textilien sowie große Kurzflorteppiche sorgen jetzt
für eine akustisch angenehme, und – in Verbindung mit dem goldfarbenen Empfangstre-
sen – für eine elegant-hochwertige Atmosphäre. Die Vorhänge zonieren einzelne Bereiche
innerhalb des Grundrisses, schaffen offene und geschlossene Räume, die sowohl diskre-
ten Rückzug als auch flexible Geräumigkeit für ein kollaboratives Miteinander der 40 Mit-
arbeitenden ermöglichen. Jeder der drei Läden hat dabei einen besonderen Schwer-
punkt: Im Laden 1 liegt der Fokus auf konzentriertem Arbeiten, im Laden 2 können
zwanglose Meetings und im Laden 3 wichtige Präsentationen und Termine stattfinden –
kleine Lounge-Inseln ergänzen die Räume. „Wir fühlen uns weniger wie in einem Büro,
sondern tatsächlich wie in einem Laden“, erklärt Wolfgang Benz. „Wir lieben es, nicht
räumlich distanziert zu sein, sondern das Gefühl für das Leben und die Menschen zu be-
halten, die an unseren Fenstern vorbeikommen. Wir möchten uns in eine lebendige Stadt
einbringen und unsere Türen neben unseren Events auch für die Nachbarschaft öffnen,
etwa mit einem Pop-up-Café oder einer Galerie.“ Und das gefällt auch der Nachbarin!
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