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Petra Lasar


                                  1956 in Herne geboren 1985 Erstes Staatsexamen Lehramt seit 1987 selbst-
                                  ständige PR-Beraterin und Journalistin mit den Schwer punkten Archi tek  -

                                  tur kommunikation, Licht und Healthcare, Agentur schwarz auf weiß































             Besprechungsraum mit Dachterrasse auf der Galerieebene • Meeting room with roof terrace, gallery level  Besprechungsraum innerhalb der Büroflächen • Meeting room within the office space




             gen. Das Gebäude, dessen Untergeschoss von einer Tiefgarage belegt ist, wird über  geschoss die mit Holzlamellen verkleideten Decken dezent auf, was den Raum nach
             ein zweigeschossiges Foyer in Sichtbeton erschlossen. Der Luftraum gewährt Ein-  oben weitet. Das Büro empfängt Mitarbeiter und Besucher mit einem warmen Licht
              blicke ins Obergeschoss, wo in den Betonboden eingelassene Glasgeländer als Ab-  in differenzierten Beleuchtungsstärken. Der konsequent reduziert durchgestaltete In-
              sturzsicherung dienen. Sie werden ebenso wie die Podeste des Treppenaufgangs von  nenraum lebt hier vor allem von seinen Materialien und der Beleuchtung. Die Arbeits-
              schwarzen, präzise ausrichtbaren Boxy-Deckenaufbau-Downlights erhellt. Im Luft-  plätze werden mit direktem Licht aus abgependelten Streamliner-Profilleuchten er-
              raum selbst zieht eine von der Decke schwebende, mit Spy On-Strahlern bestückte  hellt. Wie im Treppenhaus erfolgt die Allgemeinbeleuchtung der Büroflächen mittels
              Superloop-Ringleuchte alle Blicke auf sich. Die flexibel justierbaren Strahler hellen  Boxy-Deckenaufbau-Strahlern, die hier durch die Reflexion des Lichts am Boden ein
              die Stirnwand des Foyers und die Decke auf und betonen damit die Struktur und  umhüllendes Raumlicht spenden. Auf der Dachgeschoss- beziehungsweise Galerie-
              Kühle der Sichtbeton-Oberflächen.                             ebene kommt derselbe Leuchtentypus als Stromschienenstrahler zum Einsatz. Die
                                                                           Stromschienen wurden elegant zwischen die Holzlamellen der Innenraumverschalung
             Der moderne Gewerbebau im kleinstädtischen Umfeld ...         montiert. Die Wände wurden mit den gleichen Holzlamellen, die schon an der Außen-
                                                                           fassade Verwendung finden, verschalt, um die Grenzen zwischen Innen- und Außen-
             Für die Mieter, zu denen neben einem Gesundheitszentrum mit Administrations-,  raum aufzulösen. Ein weiterer Grund für die Wahl dieser Wandverkleidung ist rein
             Gymnastik- und Konferenzräumen auch eine Zahnarzt- und eine Physiotherapiepraxis  pragmatischer Natur, denn die geriffelten Lamellen, die zur Verwendung im Innen-
             gehören, wurden die Raumstrukturen den individuellen Bedürfnissen angepasst. In  raum mit Mineralwolle und schwarzen Akustikmatten hinterlegt sind, absorbieren die
             den entsprechenden Bereichen findet sich ein Mix aus großen, hellen Räumen und  hohen Schallreflexionen der großen Glasflächen und des mit geglättetem und versie-
             Einzelbüros sowie Behandlungszimmern. Beim Innenausbau beschränkten sich die  geltem Zementestrich belegten Betonbodens.
             Architekten auf die Materialien Beton, Holz und Glas, die aufgrund dieser Reduktion
             umso mehr Wirkung zeigen. Eine besonders große Rolle bei der Konzeption spielte  ... dient dem Architekturbüro als visuelle Visitenkarte
              das Thema Nachhaltigkeit, was sich in erster Linie durch einen besonders geringen
              Energieverbrauch zeigt. Außerdem entstünde im Falle eines Gebäudeabrisses nur ein  Die Schaffung eines Wohlfühl-Ambientes für die Mitarbeiter war w:architekten beson-
              Minimum an Sondermüll. Eine Besonderheit in der Innenraumgestaltung ist zweifels-  ders wichtig, denn sie sind von der motivierenden Kraft einer solchen Umgebung, die
             ohne auch das im Obergeschoss gelegene Architekturbüro selbst, konnten sich die Ar-  letztlich den Erfolg eines Unternehmens beflügelt, überzeugt. Gleichzeitig konnten die
             chitekten hier doch ihren eigenen Sehnsuchtsort gestalten. Den Mittelpunkt bildet ein  auf Gewerbe- und Verwaltungsbau fokussierten Architekten ein repräsentatives Objekt
             imposanter, zweigeschossiger Atelierraum, der mittels der vollverglasten Westfront  erschaffen, das auch potenziellen Bauherren Einblick in das Konzept offener Struktu-
              ein einmaliges Raumgefühl erzeugt. Alle Raumzonen, die nach den unterschiedlichen  ren als wesentliches Organisations- und Gestaltungsmerkmal des Architekturbüros
              Anforderungen zeitgemäßer Büroarbeit gegliedert sind, fließen ineinander über. Die  bietet. Dieses freie und kommunikative Konzept, in dem Zonen für den informellen
             einzig wirklich geschlossenen Räume sind der Besprechungsraum innerhalb der Bü-  Austausch ebenso Platz haben wie Gemeinschafts- und Besprechungsräume, fördert
             rofläche und der Teambesprechungsraum mit anschließender Dachterrasse auf der  die Kommunikation innerhalb der Teams und bietet mit vier diskreten, eher dunkel
              Dachgeschossebene. Beide Räume sind lediglich durch transparente Glastrennwände  gehaltenen Zonen gleichzeitig Platz zum Rückzug. So kann sich jeder Mitarbeiter, je
              abgeschirmt. Von der Decke schwebende Super-OH!-Leuchten mit Durchmessern von  nach Anforderung seiner aktuellen Tätigkeit, stets einen entsprechenden Arbeitsort su-
              120 Zentimetern erhellen dort Sitzgruppen und Besprechungstische und setzen im ge-  chen. Und wenn der Feierabend anbricht, kann er in der dunklen Zeit des Jahres durch
             samten Raumkontinuum Akzente. Ihr zusätzlicher indirekter Lichtanteil hellt im Dach-  den großen Glasgiebel beobachten, wie die Sonne hinter den Dächern versinkt.

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