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BÜRO UND VERWALTUNG • OFFICE BUILDINGS
CREW COLLECTIF
IN MONTRÉAL
Entwurf • Design Henri Cleinge Architecte, CA-Montréal
Bevor Toronto in den 1960er-Jahren zum Wirtschaftszentrum Kana -
das wurde, galt Montréal als die unangefochtene Finanzmetropole
des Landes. Kein Wunder, dass die Royal Bank of Canada in den
1920er-Jahren dort ihren Hauptsitz errichten ließ. Die alte Schal ter -
halle erfüllt mittlerweile einen ganz anderen Zweck: Sie ist Sitz der
Kreativagentur Crew. Mit gezielten Eingriffen, klaren Formen und
Materialien sorgte der Architekt Henri Cleinge dafür, dass die ehe-
malige Schalterhalle heute mehr als nur eine elegante Kulisse ist.
Before Toronto evolved into Canada’s economic centre in the
1960s, Montreal was regarded as the country’s unchallenged finan-
cial metropolis. So it is no real surprise that the Royal Bank of
Canada had its headquarters constructed there in the 1920s.
Meanwhile, the old main hall serves a different purpose: it is the
office of the creative agency Crew. With specific interventions,
clear shapes and materials architect Henri Cleinge ensured that the
former main hall is now more than just an elegant backdrop.
von • by Vera Cramer
L ebhaft erzählen die Bauwerke Montréals vom europäischen Erbe der kanadi-
schen Millionenstadt: 1642 als französische Siedlung gegründet, fiel sie 1760 an
die Briten und war dann über lange Zeit wirtschaftliches und kulturelles Zentrum des
1867 gegründeten Bundesstaates Kanada. Die Einflüsse verschiedener Architektur tra -
di tionen und –stile haben die Stadt sichtbar geprägt. Mit dem Aufschwung des Dienst -
leistungssektors in den 1960er-Jahren veränderte sich das Stadtbild jedoch nochmals
eminent: Westlich der Altstadt Vieux-Montréal entstanden zahlreiche Wolkenkratzer,
die fortan das neue Stadtzentrum bildeten. Bis dahin war die Rue Saint-Jacques in der
Altstadt der Dreh- und Angelpunkt der Finanzbranche gewesen. Dort ließ 1926 auch
die Royal Bank of Canada ihren Hauptsitz errichten. Vom namhaften New Yorker
Archi tekturbüro York and Sawyer geplant, war der 1928 fertiggestellte Tour de Banque
Royale damals mit 121 Metern das höchste Gebäude im Britischen Empire. Ein res -
pekt einflößendes Erbe – mit dem der ortsansässige Architekt Henri Cleinge souverän
umzugehen wusste: Er verwandelte die alte Schalterhalle der Bank in ein einzigarti-
ges, inspirierendes Arbeitsumfeld für eine junge Kreativagentur. s
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