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WOHNEN • LIVING
RAUMSPARKONZEPT
IN BERLIN
Entwurf • Design Elisabeth Müller InnenArchitektur, Berlin
In Zeiten von Wohnungsnot, Klimawandel und Inflation bedeutet
Lebensqualität längst nicht mehr größer, höher, weiter. Elisabeth
Müller zeigt mit ihrem Raumsparkonzept für eine fünfköpfige Fami-
lie, wie viel Qualität auf begrenztem Raum zu erreichen ist. Das vom
BDIA preisgekrönte Projekt präsentiert aber nicht nur eindrucksvolle
Stauraumlösungen, sondern stellt die offene Frage: Was brauchen wir
heutzutage wirklich, wenn es um das Thema Wohnen geht? Und was
kann der Berufsstand Innenarchitektur im Wohnungsbau leisten?!
In times of housing shortage, climate change and inflation, quality of
life no longer means bigger, higher, farther. Elisabeth Müller demons-
trates with her space-saving concept for a family of five how much
quality can be achieved in a limited space. The project, awarded by
the BDIA, not only presents impressive storage solutions but also rai-
ses the open question: What do we really need nowadays when it
comes to living? And what can the profession of interior design cont-
ribute to residential construction?!
von • by Henriette Sofia Steuer, Tübingen
A usgangspunkt des Projektes war eine Maisonettewohnung, bestehend aus zwei Eta-
genwohnungen im ersten und zweiten Obergeschoss eines Jugendstilgartenhauses.
Kleine Räume und enge Flure verhießen wenig Wohnkomfort und Platz für eine wachsen-
de Familie mit drei Kindern, die sich an Elisabeth Müller mit der geradezu bescheidenen
Frage wandte, wie sich in diesem Kontext ein weiteres Kinderbett unterbringen ließe. Um
den tatsächlichen Bedarf der Familie zu ermitteln, startete die Innenarchitektin das Pro-
jekt mit einer die gesamte Wohnfläche von 100 Quadratmetern umfassenden Machbar-
keitsstudie. Dabei entstand ein Nutzungsschema aus beweglichen Zonen, die Funktions-
wechsel zwischen Tag und Nacht vollzogen und darstellten, wie sich die Nutzungsthemen
in Fünfjahresschritten verändern könnten. „Durch diese Studie wurde den Besitzern klar,
wie viel möglich ist und dass die Jahre mit den Kindern sehr begrenzt sind“, so Elisabeth
Müller. Schnell wurde den Bauherren auch bewusst: „Wenn wir das ganze Potenzial der
Wohnung ausschöpfen möchten, müssen wir relativ viel Kapital investieren. Doch eine
größere Wohnung im selben Viertel würde diese Kosten letztendlich übersteigen.“ Die
Entscheidung zu einem umfangreichen, intelligenten Umbau war damit getroffen. s
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